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Lightning the torch

Thilo Schneider • 12. Februar 2020

Was Liberal-Konservative wirklich wollen...

Bild von Enrique Meseguer auf Pixabay
Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich seit 2015 schon jede Menge Sachen „neu ausgehandelt“ habe, von denen ich bisher davon ausging, dass sie unverbrüchliche Wahrheiten wären. Wie beispielsweise, dass ich Papier brauche, wenn ich in ein fremdes Land einwandern wollte.

Seit letzter Woche weiß ich – es gibt noch jede Menge Dinge, die verhandelbar sind. Wie beispielsweise unsere Demokratie, wie ich sie bisher kannte und gut fand. Beispielsweise, dass Wahlen frei und geheim sind. Aber das ist tatsächlich heute verhandelbar. So möchte beispielsweise Susanne Henning-Wellsow von der LINKE, dass „Stimmen dokumentiert werden“ und statt dass sie irgendjemand fragt, ob sie schlimmes Fieber hat, fragt die Süddeutsche laut nach, ob geheime Personenwahlen nicht „ein alter Zopf“ sind. „Das wird man ja wohl noch fragen dürfen“. Nur: So einfach ist es nicht.

Unsere Demokratie, unsere Meinungsfreiheit, unser freies Land wird in hauchdünnen Millimeterscheibchen abgetragen. Und wer sich dagegen wehrt, der „ist ein Krebsgeschwür“, wie Elmar Brok den Leuten der WerteUnion erklärte, die er bei der Europawahl noch seine eigenen Plakate hat aufhängen lassen. Danke für gar nichts, Elmar. Da passt es dann auch gut ins Bild, dass bei „Hart aber fair“ zwar über AfD und FDP geredet wurde – aber nicht ein einziger Vertreter der beiden Parteien eingeladen war. Vielleicht sollte sich die Sendung umbenennen? Okay, es war der WDR. Mal wieder.

Worum geht es Konservativen eigentlich? Was ist es denn, wofür sie sich beschimpfen und bedrohen lassen dürfen? Ist es wirklich so ein Sakrileg, von Migranten gültige Papiere, Ehrlichkeit und bestenfalls ein paar Deutschkenntnisse zu erwarten? Ist es ein Verbrechen, den Mietendeckel abzulehnen und seinen Besitz zu schützen? Ist es verdammenswert, Meinungsfreiheit für jeden, und mag seine Meinung noch so doof sein, für wichtig zu halten? Ist es nicht in Ordnung, andere Ansichten als die Regierungspartei zu haben? Oder gegen eine Mehr- oder Minderheitsgesellschaft? Muss ich mich an Eigentum oder Leib und Leben bedrohen lassen, wenn ich weiter einen Diesel-SUV fahren will? Kurz gesagt: Ist das der Stil, wie wir miteinander umgehen wollen? Nichts gegen ein bisschen Polemik, Spott und gegenseitiges Aufziehen – aber wir erleben derzeit eine Art Hetzjagd, deren Opfer jederzeit jeder werden kann, wenn er sich nur „falsch“ ausdrückt. 

Es geht Konservativen letztlich um demokratische Fairness: Was ich einer Linken zugestehe, muss ich auch einer AfD zugestehen. Ich muss sie nicht mögen, ich darf beide politisch bekämpfen und mit ihnen streiten – aber ich habe die Finger von ihrem Eigentum und den Leibern ihrer Vertreter zu lassen. Und muss, wenn diese Parteien radikale Schlägertruppen und Vereinigungen unterstützen, diese verbieten und auf der Straße für „klar Schiff“ sorgen. Das Gewaltmonopol liegt beim Staat. Ende der Durchsage. Gewalt gegen Sachen und Menschen ist ein NoGo. Das ist kein „Aktivismus“ oder „Protest“, sondern schlicht Ochlokratie und sollte nicht nur juristisch, sondern auch politisch geächtet sein. Ja, das ist tatsächlich mittlerweile kein Konsens mehr, sondern eine furchtbar konservative Einstellung, gegen die sich linke Parteien und eine öffentliche Presse mit den Fersen im Boden entgegenstemmen. Der Schwarze Block der Antifa will schließlich nur spielen. 

Demokratische Spielregeln sollten aber nun einmal für alle Parteien gelten. Dazu sind übrigens auch geheime Wahlen da. Es gibt keine „guten“ oder „schlechten“ Stimmen, es gibt Stimmen. Punkt, Aus, Amen, Basta. Weder ist eine AfD gezwungen, den eigenen Kandidaten zu wählen, noch kann niemand mit letzter Sicherheit sagen, ob nicht zwei AfDler Ramelow und zwei Grüne Kemmerich gewählt haben. Auch das ist theoretisch möglich. Das ist ja das Schöne an geheimen Wahlen: Niemand weiß, wer wen warum gewählt hat. Dass das die Hölle für jemanden ist, der sich selbst zum Wahlsieger beschlossen hatte, ist verständlich. Demokratischer Wettstreit ist aber nun einmal die Hölle. Für die Leute, die vom Bürger gewählt und bezahlt werden und der ihre Arbeit letztlich über den Stimmzettel beurteilt.

Die meisten Konservativen wünschen sich schlicht genau diesen demokratischen Wettstreit der 70er, 80er und 90er Jahre. Auch da waren die Bandagen hart und die Stimmen laut und manchmal sogar schrill. Wenn es aber um eine Krise des ganzen Landes ging, dann haben sich Schmidt, Wehner, Strauß und Kohl zusammengesetzt und miteinander ver- und gehandelt. Siehe die Befreiung der „Landshut“ und die Bekämpfung des RAF-Terrorismus. Den, ich bin leider sicher, einige der Leitmedien heute als „überbordenden Aktivismus“ bezeichnen würden und bei der sich der ein- oder andere Politiker vor die Kameras setzen und unter Applaus des Studio-Publikums fragen würde: „Hätte man den Entführern der Landshut nicht nach erfolglosen Kompromiss-Verhandlungen in die Beine schießen können?“

Ich weiß, das hört sich jetzt nach „Oppa Thilo erzählt vom Krieg gegen die RAF“, nach „früher war mehr Lametta“ an, tatsächlich gab es aber früher mehr Gelassenheit und Fairness und wer meinte, er müsse krumme Dinger drehen, der war parteilich und gesellschaftlich erledigt. Es war ein harter, aber konstruktiver Kampf um die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.
Ja, das ist heute anders. Wenn, wie in Plauen, der rechtsextreme Mob pseudouniformiert durch die Straßen zieht oder, wie in Berlin, Hamburg und diversen anderen Städten, Linksextreme marodierend ganze Stadtteile terrorisieren, dann ist etwas verloren gegangen, was sich nur unzureichend mit dem Wort „Anstand“ bezeichnen lässt. Aber darum geht es im Kern: Anstand.  

Und dieser ist sowohl einer AfD abhandengekommen, die sich nicht schämt, über „Halbneger“ und „Kopftuchmädchen und Messermänner“ (von anderen Entgleisungen mal ganz zu schweigen) zu schwadronieren, als auch den „NaziNazi“-Alarmisten der linken Seite, die Gewalt gegen Andersdenkende mit klammheimlicher Freude billigt oder sogar aktiv fördert, statt sie zu verurteilen. Und sich eine moralische Deutungshoheit herausnimmt, die ihr 30 Jahre nach dem Mauerfall schlicht nicht zusteht.
Ich glaube, es braucht tatsächlich einen „Aufstand der Anständigen“, tatsächlich eine neue Partei, die mit liberal-konservativen Ideen und einer optimistisch-pragmatischen Ausrichtung die ja tatsächlich vorhandenen bürgerlichen Kräfte zusammenfasst. Die Union kann das unter Merkel nicht leisten, die Lindner-FDP will es nicht leisten und die AfD ist zu sehr mit Rechtsextremen und Unanständigen kontaminiert, um vertrauenswürdig zu sein. 

Wer entzündet Madame Libertys Fackel?

von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15. Juli 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25. Juni 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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