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Kennst Du meine Farben?

Thilo Schneider • 7. August 2020

Was ist los mit Obervolta?

Bild von Rudy and Peter Skitterians auf Pixabay
Mit Überraschung habe ich bei den Demonstrationszügen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung in Berlin eine Häufung der Nationalflagge Obervoltas - schwarz, weiß und rot, festgestellt. Und das verstehe ich nicht. Zum einen gibt es Obervolta als Staat gar nicht mehr, denn der heißt jetzt Burkina Faso, zum anderen hat Burkina Faso diese Farbkombination ja auch 1984 durch rot-grüne Balken mit einem hübschen gelben Stern ersetzt.  

Was also bewegt Deutsche dazu, bei einer derartigen Demonstration die alte Fahne Obervoltas mit sich zu führen? Ist es eine grundsätzliche Begeisterung für Afrika? Immerhin haben der Jemen, Ägypten, der Irak und Syrien ebenfalls diese Flaggenfarben, wenngleich in umgekehrter Reihenfolge und mit einem lustigen Spruch oder hübschen Bildern versehen. Woher kommt dieses Faible der Fahnentuchträger für afrikanische Staaten? 

Wenn ich doch gegen die Bundesregierung demonstriere und meinen patriotischen Gefühlen Ausdruck verleihen wollte, dann hielte ich es in meiner Naivität für sinnvoll, die deutsche, schwarz-rot-goldene Fahne zu schwenken, falls ich überhaupt irgendeine Fahne schwenken wollte. Das ist doch wie im Fußball: Als beinharter Bayern-München Fan trage ich doch keine Fahne von Borussia-Dortmund mit mir herum. Außer, ich will liebgewordenen importierten Bräuchen folgen und unter großem Hallo und lautem Juhu die Fahne anzünden und darauf erregt oder lustig herumtrampeln. Oder eben ein anderes Transparent nehmen, auf das ich knackige Forderungen und Formulierungen schreiben. Aber doch nicht die Fahne des untergegangenen Obervoltas?

Zumal Obervolta so gar keine Beziehung zu Deutschland hat, also Zero. Das war eine französische Kolonie, schon immer, seit die Franzosen meinten, Afrika wäre klasse für französische Auswanderer und – Beuter. Selbst die Hauptstadt Ougadougou hat nicht ansatzweise einen deutschen Klang. Wenn sich nun junge und gar nicht so junge Menschen die Flagge Obervoltas schnappen – was wollen sie damit sagen? Wünschen sie sich die Regierung Obervoltas? Wollen sie französische Kolonie werden? Hätten sie gerne ein Deutschland in den Grenzen Burkina Fasos oder mehr Burkini-Fasisten in Deutschland? Was soll der Unsinn? 

Außerdem prangen ja teilweise auf der alten Landesflagge des afrikanischen Staates gelegentlich „Eiserne Kreuze“. Was soll das denn bitte? „Machen Sie Ihr Kreuz hier“? „Wir gehen auf einen Kreuzzug für Obervolta“? Ich habe einen der Fähnleinträger einst gefragt, wie denn die obervoltaische Hymne geht und ob er sie mal ansingen könnte, aber er hat mich nur blöde angeglotzt und dann „Deutschland“ gesagt. Sehr pfiffig war der Kollege jedenfalls nicht. Die anderen drum herum konnten ihm auch nicht helfen, wobei sie T-Shirts mit gleich zwei Rechtschreibfehlern in zwei Worten trugen. „Böhse Onkelz“ ist so etwas von falsch, falscher geht´s ja nicht. Wie kommen offensichtlich sehr ungebildete Personen dazu, obervoltaische Fahnen mit sich zu führen? Und warum?

Ich könnte es ja noch nachvollziehen, wenn es die Fahnen Berlins gewesen wären, weil die Demo ja in Berlin stattfand und für den Schutz der Veranstaltung letztlich die Berliner Polizei zuständig war. Aber vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass mit der Fahne eines untergegangenen Landes auch die Sehnsucht einhergeht, wieder in einer so schönen Kolonie wie Obervolta leben zu können, unter Aufsicht einer nicht immer wohlwollenden Kolonialmacht, wo Du als Weißer den Einwohnern dort noch die Welt und die eigene Überlegenheit erklären konntest, ohne bestenfalls lauthals ausgelacht zu werden. Vielleicht ist das ja ein Ausdruck tiefster Unsicherheit und Verlassenheit? Andererseits ging es ja um Corona-Maßnahmen und Mundschutz und nicht um ehemalige französische Kolonien.

Eine andere, allerdings sehr unwahrscheinliche und unsinnige Möglichkeit wäre, dass es sich bei den Fähnleinführenden um irgendwelche Heinis handelt, die sich das Deutsche Kaiserreich zurückwünschen, als am deutschen Wesen die Welt genesen sollte, bis die Westfront zusammenbrach. Aber wer sollte sich einen Kaiser und eine Hyperinflation wünschen? Wozu wäre das nütze?

Die wirklich absurdeste Idee wäre, die Fahnenjunker würden gerne Hakenkreuzfahnen tragen und sich ein Deutschland in den Grenzen von 1942 wünschen, inklusive allem Zipp und Zapp wie Konzentrationslagern, Verhaftungen Andersdenkender, offiziell gebilligtem und gefördertem Mord an Juden und anderen Minderheiten, und weil Hakenkreuzfahnen eben verboten sind, ersatzweise auf die preussisch-deutschen Reichsfarben ausweichen. Aber so menschenverachtend und behämmert kann eigentlich heute niemand mehr sein. Ich jedenfalls würde mich mit derartigen Leuten nicht gemein machen und sie entweder der Demo verweisen – oder selbst die Demo verlassen. Wer kritisiert, wenn Claudia Roth Plakaten mit „Deutschland – Du mieses Stück Scheiße“ hinterherläuft, der läuft erst recht keinen Leuten hinterher, die diese Aussage mit aller dummen Gewalt bestätigen. 

von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
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Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
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Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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