Sie kennen das aus den großen Sendeanstalten und Funkhäusern. Wer als Künstler nicht in das Heulen des Senders einstimmt, dem wird eben „keine Bühne mehr“ im wortwörtlichen Sinne geboten. Nena kann ein Lied davon singen. Das nur eben keiner mehr hört. Grönemeyer kann ganz viel singen, er ist dabei und senderkonform. Sing our song, Herb.
So, wie das im Großen funktioniert, funktioniert es auch im Kleinen. In der sogenannten Kleinkunst, den kleineren Bühnen und Kabaretts im Land. So funktioniert es in jedem Ort über 10.000 Einwohner und so funktioniert es da, wo es öffentliche Gelder zu erhaschen oder auch eine örtliche „Row Zero“ abzugreifen gibt.
In den kleinen Provinzstädtchen ist der Weg ein schwieriger. Die örtliche Lokalbühne nimmt generell nur Künstler, die schon bekannt sind und den Laden voll machen. Die jüngeren Talente müssen erst bekannt werden, was sie auf den Lokalbühnen nur würden, wenn sie bereits bekannt wären. Wie jemand, der seine Brille nicht suchen kann, bevor er sie gefunden hat.
Sobald sich auf einer der unzähligen Klein- und Kleinstbühnen ein echtes Talent gefunden hat, wird es auf politische Kommodität überprüft. „Links sein“ und Regenbogenfahnenschwenken ist gut, „Rechts sein“ (eine Definition übrigens, die die Bühnenbesitzer für sich persönlich treffen) ist schlecht. Rechten bietet „man“ keine Bühne im wahrsten Wortsinn. Da mögen sie noch so gut sein. Lassen Sie sich als junges, aufstrebendes Talent also lieber nicht mit mir irgendwo blicken. Sie könnten ihre Karriere bereits dadurch beenden, dass sie mit mir auf dem gleichen Foto sind. Oder Sie schreiben eine geharnischte Gegendarstellung nebst Entschuldigung. Besser wär´s!
Die örtliche Kleinkunst ist dabei ziemlich hierarchich und ziemlich hier arschig aufgebaut: Ganz oben steht der „kulturelle Förderverein“, der in der Regel von öffentlichen Geldern lebt oder diese generiert. Diese gibt er weiter an die Bühnenbesitzer, die irgendeinem Konstantin mit C am Anfang oder irgendeinem Alex gehören. Constantin der Große bestimmt, welcher Stern bei ihm läuft und singt. Oder eben nicht läuft und sinkt. Ist ja sein Laden. Sein Wohnzimmer. 11 von 10 Constantins sind natürlich stramm links bis hin zu Vernetzungen in die Antifa, nur dann fließen auch die öffentlichen Gelder. Wohl dem, der noch einen Verwandten oder Bekannten im Stadtrat und/oder dem regionalen Käseblatt hat – oder selbst drinsitzt.
Die Constantins der Republik kommen meistens aus der Nach-68er oder Sponti-Szene und glauben immer noch, sie seien irgendwie Rebellen. „Links“ gilt ja immer noch als rebellisch und als „anti-Establishment“, obwohl die Rebellen mittlerweile hübsche Oldtimersammlungen angelegt und so ein paar Preisgelder gewonnen haben. Egal. Im Schaufenster vorne wird munter der Regenbogen und „Toleranz, Vielfalt und Buntheit“ ausgestellt, hinten im Büro geht es eintöniger als auf einem Alphorntreffen zu. Es geht schlecht und schlicht um Kohle und Ausbeutung von Mitarbeitern und Künstlern, die auf Kaiser Constantin angewiesen sind. Kaiser Constantin ist selbstverständlich absolut für Vielfalt – nur im eigenen Laden will er sie nicht gleich haben. Erlaubt ist, was dem Kaiser gefällt. Und natürlich seinen Geldgebern. Wäre Kaiser Constantin der Kapitän der Titanic – sie wäre bereits kurz nach dem Auslaufen über Steuerbord gekentert. So aber finden wir in der kaiserlichen Figur meist einen Mittsechziger, der sich weigert, zu erkennen, dass die Revolution bereits gewonnen ist und der sich immer noch benimmt, als sei er 25. Außerdem lassen sich in Machtpositionen ja auch der ein- oder andere kleine Hase abschleppen, auch daran hat sich – Revolution hin oder her – nichts geändert. Wer die Peitsche hat, der knallt. Und bestückt seine Row-Zero. So einfach.
Darunter gibt es dann die Entourage des Kaisers. Das sind die Imps, die Speichellecker, die eilfertig angerannt kommen, sobald dies ihr Meister wünscht. Das können die eigenen Angestellten sein, das können aber auch die Kleinkünstler sein, die sich durch Anbiederung die Gnade ihres Bühnenherrn erhalten wollen. Da hoch, auf die Bretter, die die eigene beschränkte Welt bedeuten, zu kommen, ist hier keine Frage des Talents, sondern der freundschaftlichen Beziehungen, die natürlich ebenfalls nur über und beim ideologischen Gleichschritt funktionieren. Und befiehlt der Kaiser „Spring!“, dann fragt der kleine Kleinkünstler eigentlich nur noch, ob er hoch oder weit springen soll.
Musik wird an dieser Stelle dann als das Klampfen untalentierter Musikgescheiterter verstanden, Kabarett als das Nachplappern offizieller und höchst genehmer platter Parolen. „Die Merkel war die erste Biowaffe von Deutschland!“ Kracher, oder? Was haben wir gelacht! An dieser Stelle reißt dann der Satz „die AfD ist doof und Nazi“ die Zuschauer vor Gelächter und Begeisterung von den Sitzen, wenn der Name des Schwätzers nur einigermaßen bekannt ist und er bestenfalls auch schon mal „im Fernseher“ war.
Schauen wir uns die Entourage Kaiser Constantins mal an: Die Kleinkünstler, von denen sehr viele eher kleingeistig und bar jeder Großzügigkeit – sowohl im Denken als auch im Bezahlen – sind. Jeder kennt diese Typen, die vor 30 Jahren mal in regional einigermaßen bekannten Bands gespielt haben oder wenigstens mitspielen durften. Aus meiner eigenen Jugendzeit weiß ich: Unsere Band hatte noch keinen Namen, da war klar, dass wir im Madison Square Garden oder bei Live-Aid keine Zugabe geben würden. Es gab ein paar hübsche Demoaufnahmen, die ich mir heute noch gelegentlich gerne anhöre und die ich immer noch nicht soooo schlecht finde, aber dann kam die Bundeswehr, die Ausbildung in einer anderen Stadt und irgendwie ließ sich an einem Freitag mit Arbeit mehr Geld als an einem Samstag mit Proben verbringen. Dafür hatte ich dann ein cooles Auto. Auch in Ordnung.
Unsere gealterten Kleinkunstmusikanten haben damals geglaubt, sie könnten ihr Talent verfeinern, wenn sie jedes Wochenende einen Kasten Bier wegproben. Das hat auch funktioniert. Nur anders herum: Sie haben das Talent, Bier – oder bei uns hier in der Gegend den „Äppler“, also Apfelwein - in rauen Mengen trinken zu können, ohne zu sterben. Und halten es immer noch für cool, ihren Alkohol mit auf die Bühne Kaiser Constantins zu nehmen, wo sie dann mehr schlecht als recht Stücke echter Musiker nachstümpern und kaum darauf achten, nicht über die herumstehenden Bierflaschen zu stolpern. Natürlich hält sich die Kritik an ihnen fein zurück. Sie mögen untalentierte Trinker sein, dafür sind sie aber bunt und vielfältig und bla. Auf der Bühne. Hinter der Bühne fallen dann gelegentlich „Witzchen“, für die jemand bei der AfD ´rausfliegen würde. Da werden die Frauen im Publikum dann als „unattraktiv“ abgekanzelt. Die gleichen Frauen, deren Spenden während Corona und deren Eintrittsgelder die Herren der Abschöpfung recht gerne genommen haben. Exakt von den gleichen Pfosten, die jedem, der nicht am Regenbogen „hurra“ brüllt, „Hass und Hetze“ ins Gesicht speicheln, wenn er nicht ihrer seltsam dummen Meinung ist. Aber das ist, wie gesagt, hinter dem Vorhang. Nicht davor. Die Presse schreibt – wenn sie denn schreibt – stets gnädig, denn zu harsche Kritik macht unsere Kleinkünstler depressiv und verstärkt die unterdrückten Selbstzweifel, die sie zweifelsohne zu Recht haben.
Wenn der große Zeremonienmeister mit Szepter wackelt, dann setzen sie sich in Marsch für alles, was auch nur ansatzweise „gegen rechts“ ist, was aus reinem Selbsterhaltungstrieb auch notwendig und richtig ist. Unsere Kleinkünstler und Kabarettisten können nämlich von dem Geschrammel, das sie ihrem harmlosen Publikum auf die Ohren geben, eher suboptimal ihre ohnehin schon nicht unbedingt fröhliche Existenz bestreiten. Denn wenn sie auch ihr schütteres und ergrautes Haupthaar zu Dutt und Pferdeschwänzen geflochten haben oder sich alberne Hüte aufsetzen – nichts hat sie vor den Stirn- und Kopfglatzen gerettet, denn Alter ist eine Bitch und auch Alkoholkonsum und selbstgedrehte Zigaretten hinterlassen mit der Zeit so einige kleinere Spuren. Der ein- oder andere hat zwischendurch mal Erleuchtung in Drogen oder Indien gesucht, aber ohne Energie bleibt auch die dunkelste Birne schwarz und es erfolgt keinerlei Weiterentwicklung. Weder persönlich – noch künstlerisch. Macht aber nix. Solange das nächste kostenlose Bier in Greifweite ist. Für das gerne die eigene Meinung und das eigene Rückgrat verkauft wurde. Zum Wohl!
Da sitzen sie dann da, plappern unreflektiert Quatsch nach, den der oberste Kamell- und Kapellmeister von sich gibt und glauben immer noch, sie seien irgendwie schlauer als alle anderen, die unter dem Tage und über den Tag geregelten Tätigkeiten nachgehen. Und sie längst in punkto Weisheit, Lebenserfahrung und sozialem Status sehr weit abgehängt haben. Bei unseren ehemaligen Nachwuchstalenten ist das eher selten der Fall. Die meisten sind in Rente oder Frührente. Hier ein bisschen Rücken, da ein bisschen Depression, da kann man eher nicht im Krankenhaus auf den Türöffner drücken. Aber zum Saufen beim grauenhaften Gitarrensolo reicht es.
Sie nennen sich dann ganz hip und fresh und frech „Art Director“, aber die einzige Art, die sie direktieren, ist ihre eigene, meist sehr unangenehme, nichts desto trotz verhaltensoriginelle Art. Und nicht einmal das sehr geschickt oder intelligent. Gelegentlich begegnen unsere Gitarrenheroen der „ADAC-COVERBAND“ dann einer 17-jährigen, die sie auf der Wandergitarre in Grund und Boden spielt, aber da nach dem „Gig“ wieder Prost angesagt ist, lässt sich auch dieser Ärger wegspülen. Wie sich jeder Ärger gerne wegtrinken und vergessen lässt.
Apropos Vielfalt und Dummheit: Während Corona waren Kaiser Constantin und sein trunkenes Gefolge und Gevolke auf Spenden von Privatleuten, von ihrem Publikum, angewiesen, da Konzert und Kabarett ohne zahlendes Publikum nicht so gut fürs Geschäft sind. Und dieses spendete reichlich, da es seine Kneipen und Kulturbühnen für erhaltenswert hielt. Hielt! Wenn genau dieses Publikum heute dafür auf die Straße geht, um sich von unserer Regierung der Weisheit nicht auch noch den letzten Cent aus der Tasche ziehen zu lassen, wird es von Kaiser Constantin und seinen Klatschhasen als „rechts“ oder sogar „rechtsextrem“ beschimpft. Die Fördermittel fließen ja wieder, es herrschen wieder frohe Eitelkeit und Sonnenschein und Business as usual. Da kann man für die politisch gewollte und korrekte Gegendemo auch schon mal eine Liste vom „Künstlern und Unterstützern“ zu Erziehungszwecken herausgeben – ohne, dass manche Künstler und Unterstützer überhaupt künstlern und unterstützen und völlig verblüfft sind, dass ihre Namen auf dem Volkserziehungspamphlet erscheinen. Aber auch die sagen lieber nichts zu diesem ärgerlichen Fehler: Sie brauchen Kaiser Constantins Bühne. Es ist besser, es sich nicht mit ihm zu verscherzen. Bedauernswerter Opportunismus, aber so ist die Welt eben.
Sehen wir uns nächste Woche bei den „Biertrinkenden Bassets von Barcelona featuring Peter Penis“ oder beim „Workshop für gemeinsames Kreiswichsen sexuell abgehängter Senior:Innen und Senoritas“ (Alkohol bitte selbst mitbringen)?