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Fununfunzig

Thilo Schneider • 21. April 2020

Endlich muss jeder die Fresse halten

Bild von Siggy Nowak auf Pixabay
Ich bin sehr aufgeregt. In ein paar Tagen ist es so weit: Die „Maskenpflicht“ kommt. Die Deutschen sollen endlich auch offiziell den Mund halten lassen. Uns wird sozusagen der Mund verboten. Leider aber müssen viele Mitmenschen lediglich Mund und Nase bedecken, die Stirnglatze darf nach wie vor stolz getragen werden. Aber immerhin, es geht vorwärts und Burka- und Tschador-Besitzerinnen sind jetzt klar im Vorteil. 

Gottseidank muss nicht jeder eine medizinisch korrekte, geprüfte, zugelassene, nach EU-DIN genormte Mundschutzmaske tragen, die und nur die auch so heißen darf, nein, für die ganz Harten unter uns gehen auch mitten im Sommer ein schicker Schal oder ein Staubtuch, wie es die bösen Banditencowboys und Höllenbiker in Western tragen. 

Allerdings muss der Umgang geübt werden: Eine Maske sollte Mund und Nase bedecken. Damit auch der letzte Nieser sich gleich selbständig seinen Rotz aus der Maske saugen kann. Das ist dann sozusagen der Nutznieser. Denn merke: Das hübsche neue modische Gesichtsaccessoire schützt nicht den Träger, sondern all die armen Mitmenschen um ihn herum, wenn sie ihm näher als zwei Meter kommen. Die kann er dann nicht mehr besprühen und anhusten und was wir sonst noch so aus dem Rachen unseren Mitbürgern entgegenschleudern. 

Und auch das Sprechen mit Maske sollte vorher geübt sein: Ein „IfwolltdeHänfenfürFneiderabholn“ beim Hähnchenteildealer meines Vertrauens, zumal mit hessischem Zungeneinschlag, kann da zu Verwirrung führen. Erst recht, weil mein Lieblingsdealer selbst Thai ist und auch ohne Maske bisher meine Bestellungen eher erraten als verstanden hat. Die „Fununfunzig“ geht aber immer. Wenn er den Ingwer draußen lässt. „Fununfunzig“ lässt sich auch locker durch die Gesichtsmaske nuscheln. Was eben wegfällt, sind dann längere Diskussionen mit dem Partner, beispielsweise im Ikea, ob wir nun „dafModlSvnmtEinschbrgal“ oder doch eher den „IfbiörnfurdnFtulblag“ nehmen. Wobei ich mich schon klammheimlich darauf freue, entnervte Geschlechtsgenossen zu sehen, die sich den Mundschutz herunter reißen und ihren Partner mit einem „Herrgott nochmal, bist Du taub?“ vor den Modellen „Sven“ und „Isbjörn“ in den Senkel stellen. Erst recht, wenn es sich um Millenials handelt, die die „respektvolle und wertschätzende Kommunikation“ durch ein Stoff- oder Papiertuch erst lernen müssen. Niemand kommt schliesslich als OP-Schwester oder -Bruder auf die Welt.

Das wird auch bei kommenden Lesungen und Auftritten interessant, wenn der einzige, der die Pointen wirklich vollumfänglich versteht, der Vortragende ist. Ich persönlich tendiere ja dazu, mich zu meinen Vorträgen entweder per Video dazuzuschalten oder einfach gedruckte Ausgaben der vorgetragenen Texte zeitgleich auszuteilen. Das wäre schon schön, zumal dann jeder meine Texte mit nach Hause nehmen und für sich noch einmal nachlesen kann. Oder, noch besser, ich verschicke sie an meine Gäste im Vorfeld, dann können die schon mal üben und wissen, was auf sie zu kommt. Vielleicht verschicke ich auch nur die Pointen, mal sehen...

Und wie wird es erst sein, wenn der derzeit allgegenwärtige Ordnungsdienst sich die Maske vom Gesicht reißt und sein Gegenüber anbrüllt, dass er gefälligst sein Tuch ordentlich über Mund und Nase tragen soll? Und wie will der Maskensünder dann zurückschreien, ohne sich das Tuch abzunehmen und damit strafbar zu machen? Ein Teufelskreis. 

Vielleicht aber erleben wir auch eine Renaissance der Gebärdensprache und es findet endlich die totale Integration von Gehörlosen statt. Das Symbol für „Deutsche“ ist eine Faust mit ausgestrecktem Zeigefinger vor der Stirn. Das soll wohl die Pickelhaube symbolisieren. Die Türkei findet sich, nebenbei, als symbolisierter, sich bewegender Halbmond aus Daumen und Zeigefinger, was ziemlich hektisch aussieht. Aber wir merken uns: das Symbol für „bescheuerter Deutscher“ wäre die angedeutete Pickelhaube – und, naja, den „Scheibenwischer“ haben ja auch wir Sprechenden bisher als hübsches Symbol für „bescheuert sein“ genutzt. 

Freuen wir uns also auch auf Politiker, die in nationalen und internationalen Diskussionen für „Angela Merkel“ künftig das Rautensymbol vor dem Schritt machen und für Trump würde ich einfach einen breitbeinigen Gorilla imitieren. Für Habeck könnte man einen Querflötenspieler simulieren und für Ramelow mit einem imaginären Fähnchen winken. Den Rest der Politiker überlasse ich der Phantasie meiner Leser, obwohl ich persönlich wüsste, für welchen unserer politischen Vorturner ich einen Stechschritt und einen ausgestreckten rechten Arm nähme.    

Hübscher Nebeneffekt außerdem: Durch die Benutzung der Gebärdensprache verbrauchen die Deutschen weniger Kalorien und nehmen dadurch ab. Außerdem kann man durch die Mund- und Nasenmasken weder etwas essen, noch etwas trinken. Deutschland nimmt sich ab dank Corona. Wir müssen nur wollen. Endlich halten alle ohne Ahnung mal einfach die Fresse. Leider auch die mit Ahnung. 
von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
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