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Stadtbummel mit Kippa

Thilo Schneider und Nicole Wenzel • 1. Juni 2019

"Leben am Limit?"

Der Antisemitismusbeauftrage der Bundesregierung, Felix Klein, hat Juden davor gewarnt, „in manchen Gegenden“ Kippa zu tragen. Der Außenminister mit Personenschutz und Panzerlimousine, Heiko Maas, trägt Kippa, um „Gesicht zu zeigen“. Tapfer tapfer.

Zeit also, die Kippa mal nicht in Berlin-Halbmondberg oder Düsbürg aufzusetzen, sondern in einem Provinzschtetl wie Aschaffenburg auszuprobieren und den Praxistest zu machen.

Die Vorbereitung: Jüdische Freunde fragen, was sie von der Aktion halten und ob man eine Kippa leihen könne. Ich bin privilegiert genug, ein paar Juden von der noch in Deutschland lebenden Handvoll Juden zu kennen. Per Eilexpress bekomme ich eine Kippa am Samstagmorgen. Meine Bekannten empfehlen mir, mal lieber nicht ohne Personenschutz zu gehen. Ich entscheide mich für meine Lebensgefährtin.

Der Plan: Wir gehen die Punkte ab, die wir auch an jedem anderen Samstagmorgen gehen würden, weder werde ich die berühmte „Orientzeile“ mit ihren Dönerbuden, Goldankaufsläden, Nagelstudios und Teppichläden meiden, noch werde ich mich vor der Mili-Görus-Moschee oder am Bahnhof aufklappen. Also weder ängstliches Vermeiden, noch bewusste Provokation. Für heute bin ich ein „Fake-Jude“, der mit seiner Frau einen Stadtbummel macht. Die Diskussion, ob ich hier „kulturelle Aneignung“ begehe, lässt sich mit dem Argument vom Tisch wischen, dass es ja auch genug deutsche Frauen gibt, die sich testweise unters Kopftuch oder in die Burka werfen. Außerdem tragen auch IS-Sympathisanten und Hardcore-Muslime Jeans, Sneakers und Nike-T-Shirts. Und der Außenminister erwartet das ja auch von mir. Frag nicht, was Dein Land für Dich tun kann... Rutscht mir den Buckel herunter.

Die „Bühne“: Aschaffenburg ist eine Stadt mit 70.000 Einwohnern. Juden – zumal gläubige Juden, lassen sich mutmaßlich an den Fingern einer Hand abzählen. Wir haben hier keine jüdische Gemeinde, meine städtischen Vorfahren und Ahnen haben hier in den 40ern ganze grausame Arbeit geleistet. Von sowieso schon lächerlich geringen knapp 600 Juden gab es 1945 keinen einzigen mehr.

Die Kommentare im Vorfeld hatten den gleichen Tenor: „Du bist mutig“ und „pass auf Dich auf“. Als optimistischer und positiver Mensch möchte ich nicht daran glauben müssen, dass es mutig ist, in Aschaffenburg mit einer Kippa auf die Straße zu gehen. Ich vertraue meinen Mitaschaffenburgern und ein paar davon kenne ich ja auch aus der politischen Tätigkeit. Außerdem ist heute aufgrund des stattfindenden CSD und des gleichzeitigen Weinfests sowieso die Stadt voll, der Trubel sollte also auch einen gewissen Schutz bieten.

Also Kippa aufgesetzt und so geht es um ca. 11.00 Uhr los. Ich schlafe gerne und lange aus.

Station 1: Cafe „Human“. Ein, wie man sagen würde, alternatives Café mit einem hervorragenden Frühstück. Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten, es ist warm und wir schauen den Vorbeiflanierenden zu. Die Kippa rutscht, wenn ich den Kopf nach hinten lege oder zu hastige Bewegungen mache. Wir hätten sie doch mit Spängelchen fixieren sollen, wie es mir meine jüdische Bekannte empfohlen hat. Aber ich weiß ja immer alles besser. Es gibt gelegentlich verstohlene Blicke oder ein zweites Hinsehen. Es gibt hier keine Juden, eine Kippa ist schon eine kleine Sensation und ich würde die Reaktionen eher in Richtung „so sehen also Juden aus“ deuten. Was witzig ist. Ich bin ein Atheist mit einer Kippa. Aber ich habe ja kein Schild um den Hals, nur eines auf dem Kopf. Wir bleiben ca. eine Stunde und treffen dort einen Bekannten, der die Kippa amüsiert zur Kenntnis nimmt.

Station 2: DM-Drogeriemarkt. Meine Lebensgefährtin kauft Spängelchen, weil das Ding dauernd rutscht, auch, wenn es sich sehr angenehm trägt. Ich bleibe vor dem Laden stehen und rauche ein Zigarillo. Als wir an einem Dönerladen vorbeigehen, verstummt das vorher laute Gespräch zweier „südländisch aussehender“ Gäste, die mich kurz ansehen, als sei ich ein fliegendes Pferd. Das war es aber schon an Reaktion.

Station 3: Vor dem FDP-Parteibüro. Ich lasse mich fotografieren und wir treffen Bekannte, die sich teils verwundert, teils amüsiert zeigen und „das gut finden“, dass ich „den Mut habe...“, blablabla

Station 4: Bei der Goldschmiedesignerin und über Trauringe diskutieren. Fast zwei Stunden lang. Das ist hier „safe space“, es kommen relativ wenige Kunden und wir schauen uns diverse Varianten an und finden „unsere“ Ringe.

Station 5: Stadtbummel durch die Fußgängerzone, grob einen Kilometer. Viele Leute schauen zwei Mal hin, um zu verifizieren, was sie sehen. Aber niemand kommentiert oder ist aggressiv. Ich habe nichts anderes erhofft. Wir passieren einen von einem „südländisch aussehenden“ Inhaber geführten Obstladen, der mich freundlich grüßt. Ich grüße mit „guten Tag“ zurück, statt mit einem Shalom. Ich habe mich jetzt so an die Kippa gewöhnt, dass ich vergessen habe, dass ich sie trage.

Station 6: Meine Bodyguardin möchte gerne ein neues Kleid zur Belohnung, weil sie mich bisher so tapfer beschützt hat. Wir besuchen den TK-Maxx, denn Teures muss nicht gut sein und außerdem habe ich ja wahlweise das Klischee des reichen oder des geizigen oder des armen Juden zu erfüllen. Mein toter Onkel, der damals mit seinen 17 Jahren in den Waffen-SS gedient hat, explodiert mit einem Knall.

Station 7: Wir haben Hunger. Auf ins Asia-Lokal, bei dem man so schön draußen sitzen kann. Ein paar Meter weiter findet eine Capoeira - Demonstration mit lauter Musik statt. Ich fühle mich etwas, als würde ich in Tel Aviv sitzen, obwohl ich da noch nie war. Aber es hat etwas von Urlaub. Die erstaunten Rückenblicke bleiben, meine Lebensgefährtin, die mir gegenüber sitzt, berichtet mir das quasi als Relais. Ein paar „südländisch aussehende“ Jugendliche kommen vorbei und registrieren die Kippa im Vorübergehen, zeigen aber keinerlei feindliche oder ablehnende Reaktion. Das gleiche lässt sich auch von einer „nordseeisch aussehenden“ Schrankwand mit in altdeutscher Schrift bedrucktem T-Shirt sagen. Kurzer Blick, aber keine Reaktion. Mein Handy macht die Grätsche, weil ich vergessen habe, es aufzuladen. Nix mehr mit Foto-Doku. Wir treffen zwei flüchtige Bekannte, die die Kippa nicht einmal zu bemerken scheinen.

Station 8: Zu Hause. Ich habe bis hierher überlebt und wir haben heute noch eine Verabredung im Biergarten. Ich will die Kippa absetzen, aber meine Gefährtin insistiert, dass heute Kippa-Tag sei. Ich muss es also auflassen, das angespängelte Ding. Da wir mit dem Fahrrad fahren wollen, bin ich auf die Sporttauglichkeit der Kippa gespannt. Ist es wie mit einer Binde, mit der man ebenfalls Fahrrad fahren und schwimmen kann? Die Spängelchen werden Arbeit bekommen.

Station 9: Biergarten. Nach ca. 20 Minuten mit dem Fahrrad bin ich schlapper als nach einem EKG und das Wasser läuft mir vorne und hinten herunter. Die Kippa hat prima durchgehalten und mich vor einem frühabendlichen Sonnenbrand auf dem Hinterkopf beschützt. Möglicherweise war das ihr originärer Sinn? Ein halber Liter Radler entschädigt mich und ich habe nach zwei Stunden Ruhepuls. Die Kippa wurde von den ungefähr 200 Anwesenden ignoriert, die Menschen um mich herum, auch explizit unsere fremden Sitznachbarn, gingen damit entspannt um. Eine Dame fragte mich zwei Mal nach Feuer, alles war sehr unverfänglich.

Station 10: Wieder zu Hause und ich setze die Kippa nach 11 Stunden wieder ab. Fazit: Was Aschaffenburg angeht, so hatte ich als „Fake-Jude“, trotz anfänglich mulmigen Gefühls und natürlich leichten Bedenken, keine Probleme und habe und konnte mich so wie immer verhalten. Ich bin sehr stolz auf „meine“ Aschaffenburger. Ob ich nun aber jeden Tag mit Kippa gehen würde, weiß ich nicht. Das Problem sind ja nicht die 9.999 netten Leute, denen ich heute begegnet bin – es genügt ja der eine Geistesgestörte, dem ich dann möglicherweise begegnen würde.

Soziale Brennpunkte habe ich, wie sonst auch, gemieden. Außerdem bin ich kein Jude und habe nicht deren Erfahrungshorizont und geschichtlich-kulturellen Hintergrund. Von daher kann ich nur von „Spazierengehen mit Kippa“, nicht von „Jude in Deutschland sein“ berichten. Die beiden Dinge dürfen nicht verwechselt werden. Ich traf auf neugierige und verwunderte oder verschämte Blicke – aber auf die wäre ich auch getroffen, hätte ich einen religiös unverfänglichen Zaubererhut oder eine Melone (den Hut, nicht die Frucht) getragen.

Ist Deutschland, sind „die Deutschen“ antisemitisch? Ich weiß es nicht. Ein paar Idioten hast du in jedem Club und wenn zehn Atomphysiker zusammenstehen, ist auch einer davon der Dümmste. Ich hatte zumindest heute nicht den Eindruck. Würde ich es wieder tun? In Aschaffenburg definitiv ja – für Offenbach fühle ich mich noch nicht mutig genug. Wenn das dort Mut erfordern sollte. Ich bin aber dankbar für die Erfahrung. Und froh, dass mir nichts passiert ist. Aber – wie gesagt – das habe ich auch nicht oder nur sehr bedingt erwartet. Ich vertraue den Menschen.

Wie sich meine Lebensgefährtin gefühlt hat, was sie gesehen hat – davon berichtet sie selbst:

„Na Super“, hatte ich mir gedacht und „ganz großes Kino. Wir wollen uns doch am Samstag Zeit für unseren Eheringkauf nehmen.“ Jetzt sehe ich den romantischen Tag und Thilos Konzentration auf kleine Ringe, die für mich nicht Mainstream sein dürfen, langsam schwinden. Dieser Samstag ist mir absolut wichtig gewesen und ich hatte ihn extra in Thilos Kalender geblockt. „Traumhaft“ denke ich außerdem und genervt bin ich auch. Es kann bei uns nie bei einem Thema bleiben. Einem von uns fällt immer irgendwelcher Bonus-Unsinn ein. Selten aber so einer, dass er mich wirklich beunruhigt. Diesmal ist das anders. Thilo will eine Kippa tragen. An einem sonnigen Samstag in Aschaffenburg. Den ganzen Tag. Grandios. Ich finde „Solidarität zeigen“ sowie den Kampf gegen Antisemitismus wichtig, habe aber die Warnungen von jüdischen Bekannten und deren Befürchtungen im Ohr. Ich sehe uns schon umringt von Neugierigen, diskutierend die Eheringe vergessend, und starrende Blicke fühle ich in unsere Rücken gebohrt. Spuckende Passanten ziehen an meinem geistigen Blickfeld vorüber und wüste Beschimpfungen kann ich auch in meiner Fantasie hören.

„Nimm auf jeden Fall jemanden mit!“, hatte eine gute Freundin Thilo geraten. Dieser Rat war keiner, der mich beruhigte. Im Gegenteil. So habe ich doch von jüdischen Jugendlichen erfahren, die Angst haben.

Angst derzeit in Deutschland.

In Aschaffenburg gibt es an dem Ort, an dem damals die Juden zur Deportation gesammelt wurden, eine Gedenkplakette, auf der zur Erinnerung an Antifaschisten und Opfer des Naziterrors gemahnt wird, aber nicht explizit an die Juden, die DIE Opfer des Regimes waren. Ich lese und höre, dass Antisemitismus greifbar ist.

Greifbar in unserer Mitte. Ausgehend von religiösen oder territorialen Fanatikern und, für mich noch unglaublicher, auch von Deutschen.

Ich halte mich für frei von Antisemitismus. Ich bin sicher aber rassistisch. Ich sehe Unterschiede bei unser aller Hautfarben oder Gesichtsformen und bin nicht frei von Klischeedenken. Vom Grundprinzip her sind mir aber Hautfarbe und Religion meiner Mitmenschen egal, solange mich keiner missionieren will oder als „deutsche Schlampe“ bezeichnet. Die Juden, die ich kenne, kann ich an meinen beiden Händen abzählen. Einige davon kenne ich nur virtuell. Die größten Berührungen mit dem Judentum hatte ich mit Fran Drescher und Mrs. Maisel. Ich habe keine Ahnung, wie viele Juden in Aschaffenburg derzeit leben.

Weiterhin bin ich mir nicht im klaren darüber, ob diese sich aufgrund ihrer Abstammung überhaupt mit dem „jüdisch sein“ identifizieren. Welche Rolle spielt ein religiöses Kleidungsstück in einer Zeit, in der wir darüber diskutieren, ob Kopftücher und Schleier in öffentlichen Räumen erlaubt sein sollten?

Für mich ist unser Tag gedanklich überschattet von dem kleinen blauen Satinkäppchen, das ich am Morgen auf Thilos frisch geschnittenes Haar setze, bevor wir das Haus verlassen. Sobald wir aus unserer Haustüre treten, stehen wir in einem der angesagtesten Szeneschuppen der Stadt. Dort, wo das Leben tobt. Wir gehen an den voll besetzten Tischen mit gut gekleideten Menschen vorbei zu unserem Zigarettenhändler des Vertrauens. Was passiert? Nichts. Das leichte Unbehagen geht einzig von mir aus. Es fühlt sich an, als würde ich ein Kleidungsstück tragen, von dem ich weiß, dass ich ständig daran herum zupfen werde, weil ich fürchte, dass jeder einzelne Passant auf meine Speckfalte blickt. Von Thilo weiß ich, dass es ihm ähnlich geht. Er verspürt in diesem Moment etwas Befangenheit und ist etwas beunruhigt. Starre Blicke können wir nicht sehen, was uns vermuten lässt, dass die Kippa sich zu dezent in Thilos noch reichlich vorhandenem Haupthaar verbirgt. Das „Human“, unser bevorzugtes Ziel zum Frühstück, hat noch einen freien Tisch. Wir setzen uns und genießen ein herrliches Mahl. In einem etwas ruhigeren Teil des Fußgängerbereichs gelegen, aber dennoch gut besucht und mit mäßig viel Publikumsverkehr, vergessen wir die Kippa schnell. Und so bleibt es auch, bis ein Bekannter dazu stößt. Thilo erklärt auf Nachfrage, dass er die Kippa trägt, weil er den „Empfehlungen des Außenministers“ Folge leistet und weil er wissen will, ob etwas und wenn ja, was passiert. Das war´s.

Manchmal rätseln wir, ob jemand auf die Kippa gafft, aber wir werden quasi enttäuscht. Keiner sieht die Kippa und wenn doch, zeigt niemand daraufhin eine Reaktion. So verhält es sich auch für den Rest des Tages. Ziemlich. Einmal verstummt ein Gespräch, als wir vorübergehen. Zwei sich leidenschaftlich unterhaltende Männer, mutmaßlich Muslime, verstummen abrupt, (erschrocken?) als wir vorbeigehen. Das kann aber jetzt verschiedene Gründe haben. Eine kleine Unterhaltung mit Bekannten schließt sich dem an. Die wollen wissen, was Thilo sich nun schon wieder ausgedacht hat. Beide betonen, wie wichtig das „Augen offen halten“ für solche Themen sei. Belächelt wird Thilo für seine Kippatragerei hier nicht. Anschließend entwerfen wir mit einer Schmuck-Designerin unsere Eheringe. Die Kippa stört dabei nicht und keiner der anderen Kunden guckt komisch.

Flanieren durch die Fußgängerzone mit ausgedehntem Schaufensterbummel? Ist mit Kippa möglich. Zumindest in Aschaffenburg. Beim Essen gibt es eine Handvoll Personen, die sich interessiert herumdreht und auf Thilos Hinterkopf guckt. Ein Passant läuft sogar in Thilos Richtung, nur um kurz vor seiner Rückenlehne abzubremsen und sich wieder herum zu drehen. Dies war die gravierendste Begegnung. Keiner guckt aber angewidert oder feindlich, mir scheint, als blickten die Spazierenden aus Neugierde genauer hin.

Am Abend beim abschließenden Biergartenbesuch will Thilo die Kippa aber abnehmen. Es reicht ihm. Meint er. Ich frage ihn, warum er denn jetzt - zum Abendprogramm- streiken will, mit seinem Experiment. Er weiß darauf keine Antwort. Also trägt er sie weiter. Beim Radfahren, im Biergarten und beim wieder zurück Radfahren. Reaktionen? Keine.

Fazit: Oberflächlich betrachtet kann man sich in Aschaffenburg super mit Kippa unters Volk trauen.

In jenes Geschäft allerdings, in dem ich so spezielle Dinge wie türkischen Rohmilchkäse mit schwarzem Sesam kaufe, wäre ich mit Thilo nicht gegangen. Zu arg herausfordern muss man das Glück nun auch wieder nicht. Aber hier kommt vielleicht auch wieder mein Rassismus zum Tragen.

von Thilo Schneider 28. November 2024
Baerbock hat einen. Habeck hat auch einen. Und Scholz auch. Und – jetzt müssen Sie sehr stark sein – Alice Weidel auch: Einen Großvater, der – halten Sie sich fest – bei der Wehrmacht war. Oder sogar bei der Waffen-SS. Haben Sie sich erholt? Gut so! Was allerdings bei den einen als „naja, also, ehm, war halt so“ durchläuft, ergibt bei der anderen eine Art raunende Sippenhaft: „Aha, daher ist die also bei der AfD. Weil der Opa ein Nazi war.“ Ich glaube, es ist genau diese moralische Doppelbödigkeit, die die meisten native Germans in ungute Schwingungen versetzt, um es vorsichtig auszudrücken. Aber ich will auf etwas anderes hinaus: Denn derartiges Raunen im Blätterwald ist immer auch eine gute Gelegenheit, sich einmal mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen. Ich betreibe seit einigen Jahren interessiert die Genealogie meiner Familie. Fast 2.000 Personen tummeln sich mittlerweile im schneiderschen Stammbaum und ein bisschen macht es mich stolz, wie viele Leute sich seit wann Mühe gegeben haben, damit ich als Thilo Schneider diesen Artikel schreiben kann. Übrigens nicht nur mit mir, sondern mit jedem, der diese Zeilen liest. Also: Nichts besonderes, aber trotzdem spannend, die eigenen Wurzeln zu erkunden. Aller Anfang ist einfach, die meisten Menschen werden sich an Vater und Mutter (oder, in ein paar Jahren, Vater und Vater und Mutter und Mutter und Vater zu Mutter und Mutter zu Vater) erinnern. Dann kommen die Großeltern, die die meisten ebenfalls noch kennen dürften. In meinem Fall sind das vier Personen, die zwischen 1900 und 1920 geboren sind und - ich war bereits mit 15 wach genug, um nachzufragen – schlicht Menschen ihrer Zeit waren. So, wie ich Mensch meiner Zeit bin. Ich erinnere mich an die erbitterten Diskussionen meiner Eltern in den 70ern bezüglich des Abtreibungsparagraphen. Meiner Mutter war dafür, mein Vater eher dagegen. Er war auch gegen den Sexualkundeunterricht, der erteilt werden sollte – bis er die Lehrerin kennenlernte. Da war er plötzlich, zum eifersüchtigen Ärger meiner Mutter, dafür. Mein Vater lebte das für die 70er Jahre typische Leben: Haus bauen, Auto kaufen, Ehefrau arbeitet mit dazu, gemeinsam gabs eine hübsche Doppelhaushälfte mit 600 m² Garten für - mein Vater betonte gelegentlich den irren Preis - 160.000,- DM. Da und so wurde ich groß. Gesellschaften endeten meist in einem Gelage aus „C&C“, aus „Cognac und Cigaretten“, das war eben so und war eben so Usus. Wenn ich meinen Eltern etwas nicht verzeihe, dann sind es diese grässlichen Nickipullis für Kinder, in denen wir alle wie die Idioten ausgesehen haben. Erst recht mit den geschnittenen Ponys, die wir heute als „Problempony“ bezeichnen. Kindheit ist für mich der Geruch von Logema-Plättchen, Bohnerwachs und dem sommerlichen Mief eines überhitzten Ford Taunus 17 M TS und Opel Konsul ohne Sicherheitsgurte auf der Rückbank. Und natürlich wurde im Auto geraucht. Was weiß ich noch? Ein Großvater war im Krieg „unabkömmlich“, als Ingenieur in einer Herdbau-Fabrik plante und überwachte er die Fertigung von Panzertürmen. Hat er sich das ausgesucht? Eher nicht. Eines Tages dürfte sein Chef auf ihn zugekommen sein und verkündet haben, dass die Produktion hübscher gusseisener Herde nun auf die Produktion hübscher gusseisener Panzertürme umgestellt wird. Ist eben so. Der andere war tatsächlich gelernter Schneider und erlebte noch die Geburt seiner ersten Tochter mit, bevor er eingezogen wurde. Der war in Norwegen bei den Besatzungstruppen und sah sein Kind dann drei Jahre lang nicht. Bevor er sich eine derart kräftige Lungenentzündung nebst Nierenerkrankung in irgendeinem dämlichen Fjord zuzog, dass er als Kriegsversehrter ausgemustert wurde. Von ihm ist die Anekdote übermittelt, dass meine Mutter mit ihren drei Jahren schreiend davonlief, als er nach Hause kam. Erkannt hat sie ihn erst, als er seine Schirmmütze aufsetzte – da sa er so wie auf dem Bild aus, das meine Großmutter ihr immer gezeigt hatte, nach dem Motto: Das ist der Papa und der hat Dich sehr lieb, aber der ist im Krieg. Der Mann war chronisch krank und lebte bis in zu seinem relativ frühen Tod in den 70ern bei uns. Geblieben ist mir sein Kriegsfotoalbum und die Geschichten, die er zu erzählen wusste. Da steht er immer nur mit irgendwelchen Kameraden herum, im Biwak, auf Wache und in der Kompanieschneiderei. Kein schrecklicher Krieger oder großartiger Held, einfach nur ein junger Typ, der eben im Feldersatzbataillon sein Ding machte. Gekämpft hat er kaum, er hat einfach nur das Glück im Unglück gehabt, sich neben der Lungenentzündung auch eine chronische Nierenerkrankung zuzuziehen. Toll fand er das sicher nicht – ersparte ihm aber den Gang nach Russland. Mein Großonkel, ein junger Typ Anfang Zwanzig, ein, wenn man dem einzigen hinterlassenen Bild glauben darf, hübsches Kerlchen, kam Ende 1944 auf Heimaturlaub in das Kaff, in das meine Großeltern nolens-volens zwangsevakuiert waren, weil sie ausgebombt waren. Meine Großmutter beschwor ihren Bruder, auf und in dem Kaff unterzutauchen, das Kriegsende war absehbar. Aber er wollte seine Kameraden nicht im Stich lassen. Während der Ardennenoffensive hat es ihn dann erwischt, sein Grab habe ich nahe der luxemburgischen Grenze mal besucht. Er hat gleichzeitig sehr ehrenhaft und sehr saudoof gehandelt. Bezahlt hat er seine Treue – nicht zum „Führer“, sondern zu seinen Kameraden - mit seinem Leben. Ein Held? Sicher nicht. Eher einer, der einfach Pech gehabt hat. Meine Urgroßmutter wiederum – da habe ich bei der entsprechenden Stelle nachgeforscht – litt an Schizophrenie und wurde in Hadamar vergast. Ich war dort, in der Gaskammer. Schauderhaft und herzerweichend und ich hoffe für sie, dass sie derart umnachtet war, dass sie nicht mitbekommen hat, was mit ihr passierte. Erschütternd sind die liebevollen Briefe zu lesen, die ihr mein Urgroßvater in die Klinik geschrieben hat und wie ihn die grässlichen Ärzte belogen haben und mit welcher Kaltblütigkeit sie ihre Patienten zuerst verraten und dann umgebracht haben. Ich bin nicht nah ans Wasser gebaut – aber das hat mir die Beine unter dem Leib weggerissen. Ein anderer Onkel wollte Lehrer werden. Der hat erzählt, dass er sich mit seinen 19 Jahren bei der Waffen-SS verpflichten musste. Keine Ahnung, ob das stimmte oder er ein „150%tiger“ war. Auf jeden Fall dauerte das Spiel nicht lange und gleich beim ersten Einsatz geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Auch hier: Glück im Unglück. Seine Tochter hat witzigerweise einen Amerikaner geheiratet, der in unserem Schtetl stationiert war und folgte ihm nach seiner Dienstzeit nach Texas. Die Begeisterung meines Onkels darüber hielt sich in sichtbaren Grenzen. Jeder lebt sein Leben, so gut er es vermag. Aber ich gönnte es ihm. Mein Vater war bei der Hitlerjugend. Er erzählte, dass seine Eltern da furchtbar dagegen waren, ob aus Angst oder Überzeugung weiß ich nicht. Aber alle seine Freunde waren auch dabei! Er hat sich mit Hilfe der NS-Organisation durchgesetzt, nachdem seine Eltern Besuch bekamen, um „einen Sachverhalt zu klären“. Der war mit seinen 14 Jahren Teilnehmer am berühmten „Patton-Raid“ bei Hammelburg und schlug sich danach 14 Tage alleine bis zu seinem Wohnort durch. Bis er ankam, war seine Stadt in amerikanischen Händen und der Krieg für ihn vorbei. Und er, im doppelten Wortsinne, geheilt. Neue Schuhe zu bekommen, war für den Schneiderlehrling das Hauptproblem, wie ein Anforderungsschreiben seines Lehrherren an die amerikanische Kommandantur beweist, die in seinem Nachlass aufgetaucht ist. Ich denke, alle diese kurzen Anekdoten sind charakteristisch für die meisten von uns, die sich mit ihrer noch ziemlich nahen Herkunft beschäftigen. Waren diese Geschichten für uns noch greifbar, weil wir die handelnden Personen kannten und liebten, wird es „nach hinten raus“ schwieriger. Auf den wenigen Bildern aus dem Anfang des letzten und Ende des vorletzten Jahrhunderts – meist gibt es ein Familiengruppenbild, Photographien waren teuer! – stehen sie da, in bröseligem Schwarz-Weiß. So streng und konzentriert, wie wahrscheinlich auch ihr nicht einfaches Leben war. Die Frauen schauen durch die Bank gescheitelt und sehr freudlos aus, kaum jemand lächelt, sie alle tragen einen Look, wie in Gruselfilmen die Geister ausgestattet sind: Im edlen Sonntagsstaat und schlecht gelaunt. Aber so waren sie sicher nicht. Jeder von meinen Vorfahren hatte irgendeine Freude, irgendeine Passion, jeder dürfte das Glück der ersten Liebe und auf jeden Fall des ersten Kusses gehabt haben. Jeder von denen war einmal jung und voller Hoffnung und Freude auf das, was da dereinst kommen mag. Der eine dürfte sich über sein neues Pferd, der andere darüber gefreut haben, als er das erste Auto oder das erste Telefon oder das erste „Rundfunkempfangsgerät“ bekommen hat. Oder den nagelneuen gusseisernen Herd oder die Wäscheschleuder. Jeder von denen hat persönliche glorreiche Siege und vernichtende Niederlagen erleben dürfen, Glück und Leid. Je weiter ich ins 19te Jahrhundert vorgedrungen bin, desto höher wurde die Zahl der Kinder, desto verzweigter die „Nebenlinien“. Fünf, sechs, acht, zehn Kinder – keine Seltenheit. Nicht alle haben die ersten 20 Lebensjahre überlebt. Es wimmelt von Totgeburten, Krankheiten und Unglückfällen und ich sehe sie alle vor mir, wie ihnen das erste Mal verkündet wird, dass sie Vater werden („hurra“) oder das achte Mal („bitte nicht schon wieder“). Die Stammbäume verzweigen sich immer weiter, decken vergessene Familiengeheimnisse wie Suizide oder seltsame Eheschließungen auf. Meine Vorfahren waren im Ersten Weltkrieg, gingen 1866 vor den Preußen in Deckung, waren 1870/71 dabei, erlebten den Durchzug der „Grande Armee“ und dann der Bayern, er- und überlebten Könige, Kaiser, Gebietsneuordnungen, durchziehende Horden, Pest, Pocken und Kinderlähmung und mussten mit all diesen Dingen zu ihrer Zeit und mit ihren Möglichkeiten umgehen. Sie waren Untertanen des Mainzer Bischoffs, dann Untertanen eines Fürstentums, dann plötzlich Bayern. Steuern zahlen mussten sie überall. Unter jeder Herrschaft. Wer wäre ich, das in der Rückschau beurteilen zu wollen? Es waren ihre „über den Leisten geschlagenen Schuhe“ oder einem Toten abgenommenen Reiterstiefel, in denen sie liefen, nicht meine. Ich sehe sie in den Schlangen stehen, bei der Musterung, bei der Essensausgabe, bei der Registrierung ihrer Ankunft in Amerika und nackt vor dem Eingang zu den „Duschräumen“. Es wimmelt von Helden und von Schurken, von armen Bauern, ärmeren Tagelöhnern und ausgebeuteten Mägden. Mit Sicherheit auch von Tätern und von Opfern. Und einen leibhaftigen Dorfschultheiss und wenigstens eine Nonne kann ich aufbieten. Mein Urgroßvater wird unangenehm überrascht gewesen sein, dass ihm die Franzosen das Kaufhaus in Straßburg 1918 nicht ließen… Mir fielen vor einiger Zeit die „Erinnerungen des Generals Marcellin Marbot“, einem französischen Husaren Napoleons, von etwa 1790 bis 1813 in die Hände, in denen er genüsslich eine Anekdote beschreibt: Als er in meiner Heimatstadt stationiert war, kurz vor dem Russlandfeldzu Napoleons, „pflückte“ er in einem kleinen Kaff, das heute Stadtteil ist, „eine zarte Rose des ortsansässigen Müllers“, exakt so beschreibt er es. Es gab nur eine Mühle und meine Großmutter stammt aus dieser Mühle. Vielleicht also ist jener General, der da „Fisematenten“ machte und ein „Techtelmechtel“ hatte, einer meiner Vorfahren und mir gehört zu einem 100stel ein Schloß in Frankreich. Als Nachfahre des dann geborenen Bastards, den einer meiner Vorfahren danach brav aufgezogen hat. Lege ich sein Portrait von 1815 neben ein Foto meines Neffen von 2024 – dann sind das die gleichen Personen. Witzig. Kleine Dramen im großen Theaterstück der Geschichte, Geschichtchen in der Geschichte. Längst vergessen und sie tun nicht mehr weh. Bis ins Jahr 1583 bin ich vorgestoßen, was bei uns Nicht-Adeligen extrem schwierig und selten ist, da die meisten Kirchenbücher im Dreißigjährigen Krieg den Biwakfeuern der Katholiken und Protestanten und Schweden und anderem herumziehenden Gesocks zum Opfer fielen. Und von oben betrachtet bin auch ich nur ein winziges Rädchen, das soeben diesen Text hier geschrieben hat, der bereits in zehn Jahren vergessen sein wird und, sofern es dann noch Strom und Internet gibt, nur mit viel Glück in 100 Jahren noch auffindbar sein wird. Wer von meinen Nachfahren diesen Text also in 100 Jahren liest: Erhebe Dein Glas auch mich und trag mir bitte nichts nach. Ich habe alles so gut gemacht, wie ich es konnte. So war das eben damals, 2024, auch ich bin nur ein Kind meiner Zeit. Also bitte verurteile mich nicht – auch, wenn ich Dich wahrscheinlich, als geschlechts- und CO2-neutrales Kindendes des Jahres 2124, für einen verwöhntes Blag halte. Ich komme eben aus der Vergangenheit.
von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15. Juli 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25. Juni 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30. Mai 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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