Ich bin sehr glücklich, nicht der einzige Bürger zu sein, dessen Stadträte um die Wette kaspern. Ganz im Gegenteil wird die komplette Republik immer blöder, und wer gestern noch Haltung vorgezeigt hat, zeigt heute tatsächlich noch ganz andere Sachen vor: Im beschaulichen Schwäbisch-Gmünd verkleidet sich eine LINKE Stadträtin als Einhorn und zeigt sehr viel mehr als nur Haltung. Die - Entschuldigung und bitte nicht verklagen – dumme Nuss hat sich, lediglich mit Slip, Einhornmaske und Schuhen bekleidet, als Maskottchen der Stadt für die Eröffnung der Gartenschau zur nackten Tatsache gestellt. Und hat geglaubt, sie sei damit anonym genug. War sie aber nicht. Der CDU-Oberbürgermeister der Stadt der nackten Einhörner hat nämlich gepetzt, wer da frei schwingen lässt.
Das wiederum ärgert jetzt die LINKEn in Schwäbisch-Deppendorf derart, dass sie vom Bürgermeister eine Entschuldigung fordern. Und ich bin wirklich entsetzt, wie behämmert unsere vorgeblichen Volksvertreter sind – die ja immer auch ein wenig Abbild ihrer Wähler sind.
Liebe LINKE, liebe christdemokratische (Durch-)Stecher, damit wir uns nicht falsch verstehen: Ein lebendes Maskottchen zu einer Gartenschau ist eigentlich eine hübsche Sache. Wer so etwas haben möchte, mietet sich einen depressiven „Künstler der Moderne“, der sich dann in ein puscheliges Einhörnchenkostüm zwängt. Zur Not können das auch die Kinder des Bürgermeisters in ihren Schlafanzügen tun. Wenn Euch das nun zu bieder ist und Ihr lieber eine Ü-18-Version eines Einhorns wünscht, dann gibt es im Dessous-Versandhandel entsprechende Ausrüstung (übrigens „Danke“, Ihr Knalltüten – ich will gar nicht wissen, welche Werbung ich die nächsten Tage eingeblendet bekomme) und sicher lassen sich auch unter den 60.900 Einwohnern Eurer quietschbunten Stadt eine Frau oder ein Mann, der sich für eine Frau hält, finden, die erst in den Gummianzug und dann auf die Lustgartenschau schlüpfen.
Weil aber guter Stadtrat teuer ist, hat Schwäbisch-Gmünd von all den Dutzend möglichen Lösungen die denkbar billigste und leider auch dümmste gefunden: „Hey, lass uns doch eine Stadträtin nackend anmalen und dann soll sie herumlaufen“. Das ist preiswert und das allein ist schon einen Preis wert. Die LINKE ist natürlich empört. Also, nicht, dass sich eine der I(h)rren für diesen Auf- und Fehltritt nicht „mit der Fraktion abgesprochen hat“, der als schlechtestenfalls „unglücklich betrachtet und bedauert wird“, sondern dass der Bürgermeister, der alte Lustgreis, „diese Affäre für Selbstinszenierung nutzt“. Nein! Doch! Oooooh! Durch sein Fremdouting hat der Bürgermeister nämlich „getroffene Absprachen nicht eingehalten“ und, noch viel schlimmer, „sexistische Inszenierungen und Aussagen in den Dienst einer permanenten PR-Kampagne für die Außendarstellung der Stadt und vor allem des Stadtoberhauptes selbst gestellt.“ So etwas geht gar nicht.
Denn, man höre und staune, das Outing (nicht die offensichtlich körperlich auf jeden Fall fitte Einhörnerin) ist „auch im Sinne eines würdevollen Umgangs mit der Stadtgemeinschaft absolut kontraproduktiv.“ So. Jetzt reicht es der Linken, die „den OB daher auffordert, selbstkritisch mit diesem Vorfall umzugehen und sich öffentlich zu entschuldigen“.
Die ganzen versammelten Ratirrenhausinsassen scheinen sich gar nicht darüber klar zu sein, was hier eigentlich passiert ist. Aber ich helfe ja, wo ich kann. Aufgehörcht, Ihr Herpestes : Ein Stadtrat (und ich schwöre, ich habe auf meinen Händen gesessen, um nicht irgendein weiteres Tier in das Wort „Stadtrat“ einzubauen!) repräsentiert sowohl eine Stadt als auch einen Teil seiner Wählerschäftin. Tatsächlich sollte damit auch eine wenigstens minimale Würde, allein schon aus Respekt vor dem Amt und den Bürgern, verbunden sein. Finde ich. „Stadtrat“ ist nicht gleichbedeutend mit einer Mitgliedschaft im Elferrat eines Faschingsvereins, mögen die Unterschiede auch marginal sein. Der Elferrat nimmt seine Aufgabe nämlich sehr ernst. Wenn sich also eine gewählte Repräservativantin derart öffentlich exhibitioniert, dann geht hier nicht der „Whistle Blowjobber“ „selbstkritisch mit sich um“, sondern die lustige Stadträtin.
Wie aber kommt man nun in Schwäbisch-Gmünd auf solch eine grandiose Idee? Ein sehr dringend genannt werden wollender Leser, dessen Name ich genau deswegen verschweige, hat folgende Erklärung: „"Was machen wir mit der Linken, wenn wir den großen Auftritt mit Landrat, MP und Presse haben?" "Ach, die machen wir nackig, malen sie an und setzen ihr ein Einhorn auf die Rübe." "So blöd ist die nun auch nicht." "Hold my beer! Zünthia, kommse mal her, wir haben gerade eine Wette, dass Sie sich nicht trauen, als Einhorn zur Gartenschau zu kommen." "Sie meine, ich trau mich das nicht?" "Feigling, Feigling, Feigling!" Der Rest ist Geschichte.“
Tatsächlich kann ich mir das auch nur so erklären. Das sind also unsere Volksvertreter. Da sind „welche von uns“ und „wie Du und ich und der da drüben“. Die „Torheit der Regierenden“ beginnt nicht erst ab Landtag aufwärts – die ganzen Spinner fangen ja irgendwann mal an der Basis an. Die Chancen, die einhörnige und -fältige Stadträtin irgendwann mal als Herzinfraktionsvorsitzende oder gar Mimiministerin zu sehen, stehen also so schlecht nicht.
Schalten Sie auch morgen wieder ein zu unserer beliebten Lesereihe „Sie waren die Besten, die wir wählen konnten“, wenn es wieder heißt: „Ich habe da eine klasse Idee...“ Morgen (wenn ich Lust habe) mit den Themen: „ Was haben Annegret Kramp-Karrenbauer, Andreas Scheuer und Adolf Hitler gemeinsam? “ und der Entlösung der Gleichverrechnigung, der nun die „Queer“stange der Fahrradwegfahrbahnmarkierung zum Opfer fällt, weil sonst die Frauen weinen müssen. Wahrscheinlich.
Ich will hier raus.
Ärgerlicher Nachtrag: Das Einhorn konnte seine Spitzenposition im Rennen um die nudistischste und exhibitionitischste Selbstdarstellung nicht lange verteidigen. Nicht ganz 24 Stunden später ist ein Popolitiker der Grünen an ihr vorbeigaloppiert. Er geht gerne als lederner Hund. Wann gibt es die erste nackte Bundeskanzlerin? Es ist in Deutschland schon alles egal… Wir werden von einem bunten Reigen nackter und grotesker Zappelkasper regiert, die ihren Bürgern mit aufgeregt winkenden Ärmchen sehr dringend die Welt erklären will. Das allein wäre nicht schlimm, wenn ich über die nackten Quarksachen wenigstens laut lachen dürfte – aber es scheint Menschen zu geben, die diese Bizarristen auch noch wählen. Und warum soll ein lederner Hund, der sich im Fernsehen nackig macht, keine Kinder adoptieren dürfen? Das ist wirklich sehr ungerecht. Mich erinnert das mittlerweile nur noch an den sexistischen Witz: „Gekocht habe ich nichts, aber schau mal wie ich da liege…“ vulgo „Ich kann zwar gar nichts – aber dafür bin ich nackig!“
Okay, Sie haben es ja nicht anders gewollt. Ab jetzt kriegen Sie lecker Newsletter von mir. Falls Sie das lieber doch nicht wollen - kurze Email genügt.
Verdammt. Irgendetwas ging schief. Daran ist nr die AfD schuld. Bitte nochmal probieren!