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In Quarantäne IV

Thilo Schneider • Apr. 26, 2020

Das Danaergeschenk

Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay
Wir sind gerade gemütlich am Frühstücken, als es an der Türe klingelt. Einer der beinharten Jungs von der DHL begehrt Einlass, alldieweil er gerne ein Paket zustellen möchte. Ich öffne mit dem Drücker die Haustüre und habe jetzt drei Stockwerke Zeit, festzustellen, warum mich die DHL beim Frühstück stört. „Hast Du ein Paket bestellt?“, will ich vom Schatz wissen. Der strahlt mich an wie ein Kernkraftwerk: „Japp! Da war so eine Sonder…“, und weiter kommt er nicht, da ich aufspringe und mir die Einweg-Gummihandschuhe aus der Box auf dem Schuhschrank im Flur anziehe. „Oh, Dein Ernst?“, höre ich den Schatz aus dem Wohnzimmer leicht verärgert rufen. „Ja! Ich weiß ja nicht, wo der Mann vorher war“, rufe ich zurück und öffne die Wohnungstüre. 

Etwa auf der Hälfte der Treppe zu unserem Stockwerk steht der DHL-Mann und fragt mich, ob ich meine Frau sei. Ich versichere, der Mann meiner Frau zu sein, während der Kopf vom Schatz hinter mir auftaucht. Der DHL-Bote lächelt erleichtert und will die paar Stufen noch bis zur Wohnungstüre laufen. „Stop!“, rufe ich ihm zu, „aber Sie legen jetzt das Paket vorsichtig auf die letzte Stufe und Ihr Quittiergerät legen Sie drauf. Dann gehen Sie zwei Meter zurück!“, weise ich ihn an. „Sind Sie krank?“, will der Paketauslieferer wissen. „Nein, aber Sie vielleicht. Nun machen Sie schon!“, rufe ich ihm zu und er handelt, wie ihm geheißen. Vorsichtig nähere ich mich dem Paket, nehme das Quittiergerät auf, unterschreibe mit diesem Plastikstiftchen für den Empfang, lege das Gerät neben das Paket, nehme jenes auf und ziehe mich rückwärts zur Wohnungstüre zurück. Immer den Paketboten im Auge behaltend. „Er übertreibt immer so“, erläutert der Schatz aus dem Hintergrund. „Sicher ist sicher“, ergänze ich und muss husten, während der irritierte Mann sein Gerätchen aufnimmt, um dann panisch nach unten zu rennen.   

„Schnell, leg eine Plastikfolie auf den freien Platz am Esstisch“, befehle ich der Jüngsten, die kurz verschwindet, um dann mit Backpapier wieder aufzutauchen. „Geht das auch?“ fragt sie und als ich bejahe, legt sie das freie Tischende aus. Vorsichtig deponiere ich das Paket auf der Unterlage. Der Schatz war währenddessen auch nicht faul und hat eine Schere organisiert, mit der er sich der kleinen Pappbox nähert. „Was wird das?“, will ich wissen. „Wonach sieht es aus?“, stellt der Schatz die Gegenfrage. „Du wirst das Paket jedenfalls jetzt noch nicht öffnen!“, stelle ich fest, „wir haben keine Ahnung, wer das Paket schon alles in den Fingern gehabt hat, angefangen bei dem DHL-Fahrer und endend bei dem, der die Ware überhaupt erst hergestellt und verpackt hat. Wir können nicht mit letzter Sicherheit davon ausgehen, dass dieses Paket nur durch gesunde, virenfreie Hände gegangen ist!“ 

Sozusagen ein virenverseuchtes Danaergeschenk!
„Dafür habe ich ja eine Schere“, sagt der Schatz und wedelt mir mit der Schere überflüssigerweise vor dem Gesicht herum, „damit können wir mit Abstand das Paket öffnen und den Inhalt entnehmen.“ Sie hält sich für sehr schlau. „Wir wissen nicht, ob es sich hier um eine Trojanersendung handelt. Sozusagen ein virenverseuchtes Danaergeschenk!“, erläutere ich, „ich möchte hier kein Risiko eingehen!“ „Trojaner? Ich dachte, die gibt’s nur im Computer“, bemerkt die Jüngste, aber ich habe im Moment andere Probleme, als ihr Geschichtsunterricht und humanistische Aufklärung zukommen zu lassen. Für den Moment muss ihr ein „Lernt Ihr heute in der Schule überhaupt noch etwas“ genügen, was sie mit einem grinsenden „Nein, die sind ja alle geschlossen“ kontert. Wie die Mutter, so die Tochter. Ich habe gleich wenigstens zwei große Klappen zu füttern. 

Unschlüssig stehe ich vor der Sendung und kann mich gerade selbst noch daran hindern, mir mit den gummibehandschuhten Fingern nachdenklich übers Kinn zu fahren. „Haben wir Desinfektionsspray?“, frage ich in den Raum. „Ja!“, erwidert der Schatz. „Da in dem Paket, das habe ich nämlich bestellt!“, gibt er mir zusätzlich eine präzise Ortsangabe. „Warum hast Du das Desinfektionsspray nicht einfach in der Drogerie gekauft?“, will ich wissen. „Weil Du Angst hattest, dass ich dann infiziert zurück komme“, erinnert mich der Schatz spöttisch lächelnd.

Okay. Wir haben nun folgendes Problem: In dem Karton befindet sich das Desinfektionsspray, mit dem ich den Karton desinfizieren müsste, bevor ich ihn öffne. Wenn ich aber nun den Karton öffne, ohne ihn desinfiziert zu haben, könnte es sein, dass wir alle erkranken. Dann wäre der Kauf des Desinfektionssprays sinnlos gewesen. Alternativ könnte ich natürlich entweder selbst zur zweihundert Meter entfernten Drogerie gehen (oder jemanden schicken, dessen Leben mir nicht so wichtig wie meines ist), dort Desinfektionsspray kaufen, den Karton desinfizieren, das darin befindliche Desinfektionsspray entnehmen und die Reste dann auf dem Balkon verbrennen. Allerdings hätte ich dann zwei Desinfektionssprays und dann hätten wir das Desinfektionsspray ja gar nicht bestellen müssen, weil wir es dann ja schon in der Drogerie gekauft hätten, und das wäre dann ja auch sinnlos… Es ist ein echtes Dilemma. Etwas ratlos stehe ich vor dem Paket. 

Um mich nicht zu blamieren und die Zeit zu überbrücken, bis ich eine Lösung habe, weise ich meine Mitbewohner an, den Raum zu verlassen und mir einen Mundschutz sowie aus dem „Werkzeugschrank“ einen der Plastikmalerkittel zu bringen. Und außerdem ein scharfes Messer. Am besten eines von den Steakme… „Gute Güte, das ist keine Bombe! Du bist doch bescheuert!“, bemerkt der Schatz trocken, schiebt mich zur Seite und haut eine Schneide der Schere in den Karton. Bevor ich reagieren kann, hat der Schatz die Kiste zur Gänze aufgeschnitten, greift beherzt hinein und holt mit der rechten Hand erst ein-, dann noch zwei weitere Flaschen Desinfektionsspray heraus und stellt sie triumphierend auf den Esstisch. „Gesehen? So einfach und schnell geht das“, jubiliert er. 

„So einfach und schnell infizieren wir uns und werden sterben“, stelle ich nüchtern fest. Und das ist dann der Moment, in dem der Schatz die Verschlusskappe von einem der Fläschchen reißt und mir wortlos den Inhalt ins Gesicht sprüht. 

(Auch erschienen unter https://www.achgut.com/artikel/hast_du_ein_paket_bestellt)
von Thilo Schneider 12 Jan., 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15 Juli, 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
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von Thilo Schneider 25 Juni, 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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