Blog Post

blogger

Im Land der traurigen Kasper

Thilo Schneider • 29. Januar 2020

...Kulturbörse oder "Irrenhaus mit Eintritt"

Bild von mainblick auf Pixabay
Wem es so gut geht, dass er gerne einmal in menschliche Abgründe schauen möchte, der kann entweder einen Parteitag der Grünen besuchen, wer es gerne noch eine Stufe härter mag (doch, das geht), der ist bei einer Kulturbörse an der richtigen Adresse.

Es gibt wenige Orte in der Welt, an denen sich Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs freiwillig selbst versammeln, um mit schlechter Laune gute Laune zu verbreiten. Es gibt hier jede Menge „habe-ich-schon-zehn-Mal-gesehen“ Artisten und einen handfesten Packen „Comedians“, die in der Masse so lustig wie ein Abend mit Ralf Stegner sind. Außerdem stolpert ein veritabler Haufen von offensichtlichen Psychopathen durch die Kulissen, die „mal was anderes“ machen wollen und sich daher in Zellophan hüllen oder öffentlich ein Huhn schlachten oder Barbie-Puppen grillen, weil darauf die Welt bestimmt gewartet hat.

Daneben bieten Künstleragenturen von Heute Stars von Gestern an, die 1999 den zweiten Preis für das „Schönste Schaf des bayerischen Hasenzuchtverbandes“ gewonnen und schon einmal Werbung für Hämorrhoidensalbe gemacht haben, abgehalfterte Künstler, die für eine einzige Sendung zwischen Rudi Carrell und Bernd Stelter sitzen durften oder witzeerzählende Busfahrer, die seit zehn Jahren bereits bei Möbelhauseinweihungen versagen. Die ganze Blase kennt sich bereits seit Urzeiten, weil sie alle schonmal irgendwas irgendwie mit Dieter Dembrowski gemacht haben, der auch wie ein Altvater irgendwo auf der Messe umhergeistert und seine ARD-Apanagen mit faden Merkel-Witzchen bereits verdient hat. Er kann es halt, der Dembrowski. Und hatte einmal im Leben das Glück, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein, alle anderen haben den öffentlich-rechtlichen Rettungsring aus der Armut leider daneben gefasst.

Bussi hier und Bussi da, allen geht es super und sie lächeln sich an und feiern sich, drehen sich herum und erzählen von den größten Pleiten und Niederlagen. Also die der Person, die sie eben noch so nett angelächelt haben. Es gibt wahrscheinlich, bis auf Zahnarztkongresse, keine Versammlung von Menschen, die sich einander so glücklich die Zähne zeigen und sich eigentlich lieber ins Gesicht spucken würden wie auf einer Kulturmesse und ich glaube, das Wort „Neid“ wurde extra für solche Messen erfunden.
„Hallo, wir sind vom Kulturverein Äpplershausen, wir suchen nach einem lustigen Künstler für unseren Seniorennachmittag im Oktober“, erzählt die Frau am Stand. „Ja, da sind sie hier richtig“, sagt der weltberühmte Künstler, „ich spiele auf 500,- € Mindestgarantie am Abend“. „Oh“, sagt die Veranstalterin, „und zahlen Sie die per Scheck oder Überweisung?“ 

Natürlich ist eine lebenslange Kluft zwischen dem Eigen- und dem Fremdbild irgendwann nicht mehr richtig gesund und es klafft ein tiefer, unüberbrückbarer Spalt zwischen dem, was die Veranstalter gerne hätten und dem, was die Künstler suchen. Die Veranstalter haben am liebsten Künstler, die bereits einen Namen haben, aber für kleines Geld spielen wollen. Die Künstler hätten gerne einen Namen, wozu sie aber (am besten gut bezahlte) Auftritte brauchen. Du kriegst keinen Job ohne Wohnadresse, aber nur eine Wohnung, wenn Du einen Job nachweisen kannst. Ein Teufelskreis mit Teufelsgreisen, der eigentlich nur der Psychopharmaka-Industrie nutzt. 

Die selbstreferentielle Blase trifft sich zwischendurch am wichtigsten Stand, das ist der, an dem es das kostenlose Bier gibt. Angeführt von den Künstlern, die soeben ihren Urlaub in der Entzugsklinik verbracht hat, tauschen sich hier die Eleven über Erfolge von Gestern aus, die nur deswegen Erfolge waren, weil sie erlogen sind. Aber es ist schön, sich gegenseitig auf die hängenden Schultern und Köpfe zu klopfen und zu wissen: Die berühmte Ex-Schauspielerin wird nachher so blau sein, dass sie die Tränensäcke des Typen vor ihr später mit seinen Hoden verwechseln wird.   

Am Hübschesten sind aber die Stunden nach der Messe, wenn die mühsam aufgesetzten Masken fallen und die Falten sichtbar werden. Dieter Dembrowski ist auch ganz schön alt geworden und außerdem hat ihn seine Frau ironischerweise für eine andere Frau verlassen und darüber hinaus hat er Insolvenz angemeldet. Uschi Klöbner hat ihre besten Zeiten weiter hinter sich als der Mars-Rover die Erde und ihr Hals wirft mehr Falten als der San Andreas-Graben. Ingeborg Jansen hat gelogen, die hat nie mit Dieter Dembrowski gedreht und die Kinder, die sie hat, sind gar nicht von ihr, die hat die nämlich aus Rumänien im- und adoptiert, die Ehefrau von Peter Pansen hatte nie Schauspielunterricht und die goldene Schallplatte im Flur ist gar nicht von ihr, sondern von ihrem Vater, der eine Fabrik zur Herstellung von goldenen Schallplatten hatte.

Es ist geradezu ein Panoptikum des Grauens, der Psychosen und Neurosen derer, die entweder von einer unbarmherzigen Unterhaltungsmaschinerie ausgespuckt wurden oder es nie geschafft haben, überhaupt von der Maschinerie eingesogen zu werden. Einige hatten mal wirklich gute Ideen, andere haben nur immer abgeschrieben, und die dritte Gruppe hat nie etwas anders außer „sei Du selbst“ gelernt und definiert sich über seine sexuelle Gruppenzugehörigkeit oder das Fortnite-Level. 

Alle haben sich durch die Bank bis zur Schmerz- und Altersgrenze prostituiert und wurden letztlich um ihren Lohn betrogen. Alle sind lustig und plaudern charmant und schlucken Prozac wie Smarties, um nicht heulend in der Ecke zu sitzen.

Nein, da bin ich wirklich dankbar, einen richtigen Beruf gelernt zu haben, der mich ernährt und mich nicht zwingt, zu Leuten nett zu sein, die ich nicht leiden kann. Und deswegen kann ich es mir auch leisten, mir meine Auftritte und meine Gagen selbst auszusuchen. Ich bin nicht darauf angewiesen. Es bettelt nur der, der nichts kann.  

von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15. Juli 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25. Juni 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
von Thilo Schneider 30. Mai 2023
Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
Fallschirmjäger beim Sammeln
10. Dezember 2022
Wenn man morgens um 8 ohne Knoppers einen Staatsstreich vereitelt
Weitere Beiträge
Share by: