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Grenzwertige Reportagen

Thilo Schneider • 5. März 2020

Wichtig ist, was hinten ´rauskommt

Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay
Ein Drama in einem Akt

Tüüt… Tüüt… Tüüt…

„Ja hallo, MediaschornalismGeEmBeHa Köln, mein Name ist Susanne Berger, was kann ich für Sie tun?“

„Guten Tag, Frau Berger, hier spricht Claus Rethilos vom Ostwestnordsüddeutschen Rundfunk. Wir bräuchten für die Abendnachrichten einen Bericht über die Flüchtlinge an der griechischen Grenze, so mit verheulten Kindern und so. Kriegen Sie das hin?“

„Grundsätzlich ja, wenn Sie uns eine Maschine nach Istanbul…“

„Was? Nein, Quatsch. Wir sind ein öffentlich-rechtlicher Sender, wir haben kein Geld. Sie müssen doch dazu nicht vor Ort sein, oder?

„Hmm… Da haben Sie recht. Wir könnten natürlich auch nach Primärquellen im Internet…“

„Das können wir selbst auch. Ich will einen Exklusivbericht, nur für uns!“

„Aber wie sollen wir das denn machen, wenn wir nicht vor Ort sein sollen und auch keine Internetquellen nutzen sollen?“

„Sie sind neu im Geschäft, kann das sein? Also: Sie schnappen sich einen Kameramann und einen Typen, der ein Mikrofon halten kann. Dann fahren Sie ´raus nach Ehrenfeld und suchen sich ein Migrantenkind mit dunkler Hautfarbe. Irgendeines. So maximal zehn Jahre alt. Dann fahren Sie mit dem Kind und vielleicht einem seiner Eltern vor irgendein Industriegebäude. Wichtig wäre, dass das Gebäude einen Stacheldraht hat und etwas siffig aussieht. Dort machen Sie ein Feuer mit viel Rauch und dann filmen Sie meinetwegen den Vater, wie er im Rauch mit dem Kind auf dem Arm an dem Stacheldrahtzaun entlangläuft. Falls das Kind wegen des Rauchs nicht heult, dann soll der Vater dem Kind eben eine knallen. Ich will Bilder von verheulten Kindern, Stacheldraht und Rauch. Und wenn Sie es rund machen wollen, dann malen Sie noch ein Bild mit griechischen Schriftzeichen. Ich kann auch gerne noch einmal bei uns im Kostümfundus nachsehen, ob wir noch eine Bereitschaftspolizeiuniform finden. Da könnte dann vielleicht noch irgendjemand mit einem Schlagstock dem Vater mit dem Kind hinterherrennen. Wichtig wäre, dass das Ganze dramatisch aussieht. Ich will, dass die Leute vor dem Fernseher „um Gottes Willen, wie unmenschlich“ sagen. Kriegen Sie das hin? Das sollte für eine Medienfirma ja wohl machbar sein.“

„Ehm schon, aber das wäre doch von vorne bis hinten erstunken und erlogen?“ 

„Hören Sie, wenn Sie Skrupel haben… Ich kann gerne den Nächsten anrufen…“

„Neinnein, ich meine ja nur. Wir sind eine seriöse Firma. Eigentlich.“

„Wir sind auch seriös. Es ist ja nicht auszuschließen, dass sich genau solche Szenen an der griechischen Grenze abspielen, es macht tatsächlich also keinen Unterschied, ob Sie in Köln oder Kipoi drehen. Außerdem dient das Ganze ja einem guten Zweck, nämlich der Bereitschaft, weiter Flüchtlinge aufzunehmen. Da können wir jetzt journalistische Prinzipien reiten oder wir handeln einfach. Im Sinne der Menschlichkeit und Humanität. Was ist Ihnen lieber?“

„Hmm… Was zahlen Sie denn?“

„Ah, jetzt kommen wir zur Sache. Es wird genug sein, dass Sie den Rest des Halbjahres Urlaub machen können. Und das ist ja auch für Sie mal etwas Anderes, als Werbefilmchen vom „Sanitätshaus Klöbner“ für´s Regionalfernsehen zu drehen, oder? Da können Sie sich auch selbst einmal künstlerisch verwirklichen und das auch noch für einen guten Zweck!“

„Behalten wir die Rechte an dem Film?“

„Nein, die gehen an uns. Aber wenn Sie es richtig machen, dann können wir den Film auch für den Palästina-Konflikt oder den türkischen Angriff auf die Kurden verwenden. Dann legen wir gerne noch etwas obendrauf. Wichtig sind eben Drama und Action. Kriegen Sie das hin oder nicht?“

„Doch, das schaffen wir. Kein Problem!“

„Sehr schön. Eines noch: Achten Sie darauf, dass Ihre Darsteller nicht zu gut angezogen sind und vermeiden Sie Handys und Autos neueren Baujahrs im Hintergrund. Wenn Sie um die Mittagszeit drehen, kriegen Sie vielleicht sogar einen Muezzin-Ruf auf die Tonspur. Das würde das Ganze noch etwas authentischer machen.“

„Ja, doch, das kriegen wir hin!“ 

„Prima. Wenn Sie es schaffen, mir das Material vor 18.00 Uhr zu liefern, dann kann ich das in die Tagesschau packen.“

„Alles klar, machen wir!“

„Sehr gut. Wenn das funktioniert, kriegen Sie noch mehr Aufträge. Wir brauchen Anfang Mai Bilder, wie Polizisten einen Punk zusammenprügeln, wegen der Demos zum 1. Mai.“

„Und Nazis, brauchen Sie auch was mit Nazis?“

„Nazis kommen immer gut, aber darüber reden wir später. Wenn Sie uns die Reportage geliefert haben. Dieses Gespräch hat übrigens nicht stattgefunden. Ich freue mich drauf. Ihnen noch einen schönen Tag!“

„Danke, wir machen uns an die Arbeit. Bis später!“

„Bis später, Tschö mit Ö.“

*bip*

Na also!

von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15. Juli 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25. Juni 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
Polizeikontrolle, mit Spielzeugautos nachgestellt
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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