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Die neue Freiheit

Thilo Schneider • 8. Juni 2020

Akropolis in Braunschweig

Bild von Steve Buissinne auf Pixabay
Na endlich. Lange genug hat es nicht gedauert, aber dank des entschlossenen Durch- und Übergreifens des Staates auf seine Bürger konnte aus einer Pandemie mit Millionen möglicher Todesopfer dann doch nur – Stand heute – so ein bisschen Epidemie werden. Zur Belohnung für gute Führung der Insassen Deutschlands hat Heiko Maas zum 15. Juni alle Reisewarnungen für 30 europäische Länder gestrichen. „Die neue Freiheit ist ja da, sie muss nur verantwortungsvoll genutzt werden, damit sie von Dauer ist“, freut sich Reinhard Müller in der FAZ. 

Und womit haben sich die duldsamen Bürger dieser sympathischen 80-Millionen-Anstalt das verdient? „Obwohl den Leuten schon bisher einiges zugemutet wurde – nicht wenige sind in ihrer Existenz bedroht –, suchen die wenigsten ihr Heil bei Extremisten. Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen ist weiter groß, nicht weil die Bürger Kadavergehorsam übten, sondern weil sie offenbar überwiegend die getroffenen Entscheidungen für überzeugend halten. Solche Reife bleibt wichtig“, stellt Reinhard Müller erleichtert fest.   

Gut, das kann man so sehen. In Nordkorea üben die Bürger auch „demokratische Reife“ und entscheiden sich ein- ums andere Mal für den besten Mann, den Nordkorea hat. Auch im Iran zeigt die Bevölkerung demokratische Reife und dient ihrem Herrn, der auf so wunderbare und wundersame Weise vom Religionsführer und dessen Wächterrat vertreten wird. Ebenfalls demokratische Reife zeigen in den USA derzeit die Wähler, die in ihrem Protest gegen Trump und sein semi-faschistisch-rassistisches System geldlos Fernseher und andere Artikel nach Geschäftsschluss aus Supermärkten und Läden erwerben. Was, nebenbei gesagt, auch eine Art ziviles Konjunkturprogramm, gesponsert bei Versicherungen, ist. Vor allem für die amerikanische Sicherheits- und Waffenindustrie. 

„Demokratische Reife“ ist also recht vielfältig. Nutzen wir also unsere neue Freiheit verantwortungsvoll. Am Besten tun wir Bürger das wahrscheinlich, in dem wir einfach nicht verreisen und zu Hause bleiben, wo es ja sowieso am Schönsten ist. „Freiheit“ bedeutet ja nicht, dass ein Individuum tun und lassen kann, was es will, sondern es tun und lassen könnte, wenn es wollte. Und könnte. Und dürfte. In der DDR gab es auch Reisefreiheit. Nur eben nicht in jedes Land. Aber in die sozialistischen Bruderstaaten schon. Und was wurde daraus? Die Bevölkerung hat ihre demokratische Unreife bewiesen, in dem sie einfach nach Ungarn fuhr und beim ersten Fallen des Grenzzauns in unverantwortlicher Weise ´rübermachte. Als ob Österreich schöner als Ungarn wäre. Das hatte später dann die ganze DDR davon, als sie schließlich die Mauer öffnete – es gab sie nicht mehr lange. Die Mauer, die DDR und die DDR-Bürger. Nur wenige konnten sich in Verfassungsrichter-Ämter retten und dort an der „neuen Freiheit“ arbeiten. 

Allerdings muss zu Ehrenrettung der Bundesregierung gesagt werden, dass sie sehr viel mehr als die ehemalige DDR-Führung tut, um den verantwortungsvollen Bürgern das „zu Hause bleiben“ zu erleichtern. Heute muss niemand mehr in fremde Länder verreisen, um Land und Leute kennenzulernen: Berlin lädt einfach Land und Leute hierher ein. So besteht ein Gutteil der „neuen Freiheit“ darin, das künftige Zusammenleben wie auf einem türkischen Basar (oder einem marokkanischen Basar, allerdings weniger als in einem amerikanischen Supermarket oder einer englischen Mall) auszuhandeln. Ein, wie ich finde, recht cleverer Schachzug, um die Zufriedenheit mit der nagelneuen Freiheit zu steigern. 
Damit aber noch nicht genug: Die europaweite Großzügigkeit und Freigiebigkeit der Regierung mit den ihr freundlicherweise überlassenen Steuergeldern sorgt auch dafür, dass gleich mehrere Staaten wie Griechenland oder Italien derart bei der Bundesregierung in der Buntmalkreide stehen, dass sie ihre Schulden nie werden zurückzahlen können. Was also wird eher früher als später näher liegen, als die entsprechenden Sehenswürdigkeiten dort zu pfänden, abzubauen und hierzulande wieder zusammenzubasteln? Wie schön wird Braunschweig durch die Akropolis werden? Wie malerisch werden sich die Häuser von Santorin im Allgäu in die Berge schmiegen? Und wie wird der Familienausflug zum Schiefen Turm von Görlitz sein? Mit etwas Cleverness seitens der Bundesregierung werden wir vielleicht sogar nächstens den Eiffelturm passenderweise in Monschau/Eifel sehen oder die Kathedrale La Seu von Palma wird künftig der „Bischofssitz“ von Plauen. 

Ich befürchte fast, dass die „neue Freiheit“ ein hübscher Mix aus „Junger Freiheit“ und „Neuem Deutschland“ sein wird. Womit wir dann endgültig zum guten alten System der Einheits- und Blockparteien übergehen könnten. Und mal ehrlich: Zu viele Wahlmöglichkeiten verunsichern ja auch nur. Freuen wir uns also über den nächsten Amtseid der „Lieben Vorsitzenden“ im „Berliner Bevölkerungstag“.   

von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15. Juli 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25. Juni 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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