Der Titel dieses Artikels ist geklaut. In den 90ern sah ich einen Aufkleber mit dem Logo des RDM, in das das Logo der RAF eingearbeitet war. Untertitel: „RDM – der Terror geht weiter“. Damals habe ich darüber gelacht…
Wir suchen seit einem Jahr ein Haus. In Aschaffenburg oder dem Landkreis. Die Parameter sind meiner Ansicht nach ziemlich klar und auch nicht sonderlich schwierig: Maximal 300.000,- €, ein kleines Grundstück sollte außenherum sein, sollte die Hütte renovierungsbedürftig sein, dann maximal 200.000,- €. Ich finde das ziemlich simpel und einfach. Der erste Weg führt uns natürlich zum Immoscout24 und damit zu jeder Menge Inseraten und den dort inserierenden Immobilienmaklern. Die, gelinde gesagt, eine Ansammlung von Nichtswissern, Unfähigen oder schlicht dreisten Lügnern sind.
Fall 0) Das Überraschungsei-Haus: Suuuper Angebot. Neues Haus, lächerliche 200.000.- € mit allem Zipp und Zapp. Wir sollen erst das Haus kaufen, dann verrät uns der Neubauherr auch, wo das Grundstück ist. Das kommt quasi noch on Top. Wie bei de Überraschungseiern: Kauf ein Haus und lass Dich überraschen, wo es dann steht und was es insgesamt kostet.
Fall 1) Das unbekannte Haus in Sulzbach: Die etwas komplizierten Fragen, welche Heizung das Haus hat und ob Internet vorhanden ist, kann die Maklerin nicht beantworten. Sie weiß es auch nicht. Schliesslich hat sie das Haus erst seit drei Monaten im Angebot, da hat sie das noch nicht in Erfahrung bringen können.
Fall 2) Das unvermessliche Haus in Sailauf: Hier stehen umfangreiche Renovierungsmaßnahmen an, hier muss alles raus. Wir benötigen zum Planen der Kosten einen Grundriss. Der Makler hat aber keinen Grundriss, da das Haus von 1930 ist. Auf meine Frage, ob er denn nicht selbst einen bemaßten Grundriss zeichnen können, zuckt er die Schultern und erklärt, er hätte das noch nie gemacht. Er sei nur Verkäufer. Da hat er recht.
Fall 3) Das Zubehörhaus in Mömbris: Annonciert mit 280.000,- €, im Exposé steht „leicht renovierungsbedürftig“. Vor Ort erklärt der Makler, dass die ans Haus angebaute Garage extra gekauft werden muss und noch einmal 30.000,- € kosten soll. Meinen Vorschlag, dass die Eigentümer vor dem Verkauf des Hauses die Garage ja abbauen und mitnehmen können, wird abschlägig beschieden. Warum dann das Haus nicht korrekterweise mit 310.000,- € inseriert sei? Ja, ehm, der Makler wollte damit deutlich machen, dass eben in das Haus noch Geld gesteckt werden müsse. Nice try. Der Azubi der Firma erklärt mir im Vertrauen, das würde generell so gemacht, damit die Angebote unter die 300.000,- € Schwelle fallen, mit der die meisten Leute suchen. Danke für gar nichts.
Fall 4) Das To-Go Haus in Hösbach: Der Volltreffer. Wir besichtigen Freitags und wollen sofort kaufen. Ohne Preisdiskussion. Der Makler nimmt uns fast väterlich in den Arm. Wir sollen noch einmal bis Montag überlegen, so schnell kauft man schließlich kein Haus. Anruf am Montag, wir bleiben bei unserem Angebot. Schade, das Haus ist schon weg. Ein Anderer hat wohl einen höheren als den Inseratpreis geboten. Oder auf die Courtage noch eine Schippe draufgelegt. Echtes Pech.
Fall 5) Das Mehrbesitzerhaus in Laufach: Doch, passt alles. Preis ist okay, das Grundstück recht hübsch, alles gemütlich und urig. Ja gut, sagt die Maklerin, ein Teil des Grundstücks gehört der Gemeinde, das hat aber der Vorbesitzer dazu gepachtet, kein Thema, unproblematisch. Kurzer Anruf bei der Gemeinde: Ja, so richtig vermessen ist das Grundstück nicht, das passiert aber demnächst, da die Gemeinde auf dem Pachtgrundstück einen Parkplatz bauen will. Die Fläche, die dann übrig bleibt, reicht immer noch, um ein Fahrrad abzustellen.
Fall 6) Das Kriegsgebiet in Goldbach: Ein wirklich schönes Häuschen, Scheune und pflegeleichtes Grundstück mit Bach sind dabei, der Preis ist auch okay und, Gott, gut, die Einfahrt wird von den Nachbarn mitbenutzt. Als der Makler auf Toilette verschwindet, fragen wir den Mieter, der viel renoviert hat, warum er das Haus nicht selbst kauft. Die Nachbarn feiern gut und gerne, es handelt sich um eine sehr große Großfamilie, die ihre mediterrane Lebensfreude auch gerne auslebt. Und der Meinung ist, die Einfahrt gehöre nur ihnen alleine, was wenigstens zwei Mal wöchentlich zu angeregten Diskussionen und menschlichem Austausch führt. Der Makler weiß das, wir sind nicht die ersten, die besichtigen. Der hatte den Mieter nämlich auch schon gefragt.
Fall 7) Das nicht bewohnbare Haus in Aschaffenburg: Es war alles in Sack und Tüten, die Finanzierung stand, wir hatten den Notartermin und bereits den Kaufvertragsentwurf. Wenngleich wir uns wunderten, dass im Kaufvertrag ein anderer Verkäufername stand, hielten wir das schlicht für einen Fehler. Unsere Wunschimmobilie liegt in einem Industriegebiet, was aber kein Problem ist, da wir ja Gewerbe haben – hat uns der Makler erklärt. Kurz vor dem Notartermin ruft der Makler an: Er hat da ein Schreiben von der Stadt, das klänge jetzt dramatisch, sei aber nicht so gemeint, es wird ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, gell, er schickt es einfach zur Kenntnis und dann ist es gut. In dem Schreiben des Bauamts heißt es, dass die wohnwirtschaftliche Nutzung des Hauses, das sich auf einem Industriegrundstück befindet, untersagt wird. Wir rufen das Bauamt an und fragen nach, immerhin haben wir ja Gewerbe. Der Bauamtmitarbeiter erklärt, dass unser Gewerbe auch in einem Wohn- oder Gewerbegebiet ausgeübt werden kann und wir dazu in kein Industriegebiet müssten. Der Vorbesitzer habe ja aus diesem Grund auch seinen Kauf vor sieben Jahren rückabgewickelt bekommen. Dieser hätte damals „in Treu und Glauben“ gekauft, deswegen habe die Stadt die wohnwirtschaftliche Nutzung nicht untersagt, da ja rückabgewickelt wurde. Wir hingegen könnten uns nicht mehr auf „Treu und Glauben“ ausreden, wir wüssten ja jetzt Bescheid. Der rückabwickelnde Vorbesitzer ist übrigens der „falsche Name“ im Kaufvertragsentwurf. Wieder Nachfrage beim Makler, der immerhin 16.000,- € Courtage sehen will: „Aber ja, aber nein, aber oh mein Gott, aber das wollte der Verkäufer bei der Gelegenheit gleich im Grundbuch korrigieren lassen, also ja, das ist eine Rückabwicklung, aber die hatten kein Gewerbe, Sie haben ja eines, das ist alles gar kein Problem.“ Janeisklaaane. Ich verschulde mich über die Rente für ein Haus, in dem ich dann nicht wohnen kann und kaufe mir für teures Geld einen Kriegsschauplatz.
Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten nur einen einzigen Makler im Landkreis kennengelernt, der uns absolut ehrlich und fair beraten hat, seine Provision im Kaufpreis inkludiert hat, dessen Exposees sehr gut aufbereitet und ordentlich waren, der uns auf Schwachstellen und Risiken hinwies und sich wirklich um uns als Kunden gekümmert hat. Warum wir trotzdem bisher – auch bei ihm – nicht gekauft haben? Die Objekte haben letztlich nicht gepasst. Entweder waren sie außerhalb unserer finanziellen oder sie waren außerhalb der örtlichen Reichweite. Aber wir bleiben dran.
An alle Kaufinteressierten: Redet mit den Nachbarn, redet mit den Gemeinden, die wissen normalerweise, was WIRKLICH los ist, die Makler werden es Euch nicht sagen.
An all die anderen Makler: Macht endlich Eure verdammten Jobs. Die letzte abgewrackte Ruine für 100.000,- € bringt Euch immer noch knapp 4.000,- €. Also bringt gefälligst mehr Gegenleistung, als nur die Tür aufzuschließen und uns Schimmel als Rußflecken vom Heizkamin zu verkaufen.