Ich habe es bis Bahnsteigkante Oberlippe stehen. Über die „Ereignisse“ und „Einzelfälle“ von Frankfurt oder Voerde zu schreiben, muss ich leider profunderen Kollegen überlassen, die vielleicht mit weniger Zorn an ihre Artikel gehen.
Dabei sind es nicht nur die Taten selbst, die mich in Rage bringen, nein, es ist diese Wurstigkeit, diese unendliche „Leichtigkeit des Seins“, mit der die uns Regierenden nicht nur diesen Vorfällen begegnen. Da „mahnt“ die Völligverkehrtexpertin der Grünen, Valerie Wilms, „zu mehr Vorsicht. Fahrgäste sollten sich niemals zu nah an ein Gleis begeben. Wenn sich alle an die Regeln halten, reichen diese Maßnahmen für eine sichere Benutzung der Bahnsteige aus.“ Und ein Grünen-Kreisvorstand aus der 16ten Reihe assistiert ( in einem mittlerweile gelöschten Tweet ) auf Twitter, dass es ja auch genug tote Kinder im Straßenverkehr geben würde. Ganz ehrlich? Ich verstehe den kaltschnäuzigen Zynismus nicht, mit dem diese Leute an eine Tastatur gehen. Und ich kann ebenfalls ziemlich zynisch sein. Aber auf so irre Ideen käme nicht einmal ich.
Die hiesige Mainschleifenprawda teaserte ihre erste Meldung so an, dass ein Zug ein Kind überrollt habe und es zu Verspätungen käme. Wie ärgerlich.
Ich fand Deutschland einst toll. Ich habe dieses Land einmal geliebt. Vielleicht liegt es an meinem Alter, aber das Deutschland der 70er, 80er und 90er Jahre war tatsächlich ein weltoffenes friedliches Land und hatte, trotz der RAF, auch einen Kanzler, der glashart der Meinung war: „Mit Terroristen verhandelt man nicht“. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass sowohl Politik als auch Bevölkerung den gemeinsamen Grundkonsens des „demokratischen Friedens trotz Streit in der Sache“ gekündigt oder verloren haben. Ich kann es nur vermuten. Schaut man sich in alten Sendungen die Kabinettssitzungen an, so kann man nur mit viel Ahnung die Gesichter der Politiker unter dem Zigarren- und Zigarettendunst und zwischen den Cognacschwenkern identifizieren. Übrigens fast durchgehend Männer. Die haben geraucht und gesoffen ( und gerüchteweise gehurt ), aber insgesamt war die Politik viel entspannter. Manchmal durfte im Kabarett sogar ein Witz über die SPD gemacht werden, was mutmaßlich daran lag, dass sie keine bedauerns- und schützenswerte Minderheit war.
Das ist spätestens seit dem Vormarsch der Puritaner aus dem femininen Kabinett Merkel 1 vorbei. Nichts mehr mit Qualmen und Saufen, stattdessen fleischlose, glutenfreie, vegane Politik, flankiert von einer fahrradfahrenden Bevölkerung mit Helmen und Atom- und Zukunftsangst und veritablem Schuldkomplexsockenschuss und einer nur noch ungefähr an der Wahrheit orientierten und interessierten Presse. Die weiß, dass sie bei allzu lauter Kritik an Politik, Gesellschaft und Staat keinen Häppchenessvertreter mehr zum Bundespresseball schicken darf. Die ehrenunwerte Gesellschaft sieht sich außerstande, ein vernünftiges EU-Grenzabkommen auszuhandeln oder wenigstens, wenn sie dazu schon nicht in der Lage ist, eine nationale Grenzsicherung zu betreiben. Nach Deutschland kommt mittlerweile jeder einfacher hinein als in ein popeliges Schwimmbad.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die Besservolksparteien schlicht die Stammtische verlassen haben und sich lieber in die elysischen Gefilde der moralischen Volksabgehobenheit abgesetzt haben. Würden die Damen und Herren und Diversen den verdammten Stammtischen einmal zuhören, dann würden sie schnell hören, dass es keine „Ausländerfeindlichkeit“ gibt, sondern schlimmstenfalls eine Kulturkreisfeindlichkeit. Ich habe noch nie von Anschlägen auf Franzosen, Schweden oder Japaner gehört und auch Anschläge auf buddhistische Tempel halten sich eher im Zählbereich der Finger einer Hand auf.
Aber selbst hier dürfte ich viel zu weit fassen. Viele Menschen an den Stammtischen lehnen beispielsweise Flüchtlinge nicht per se ab, sondern wollen einfach nur, dass diejenigen, die sich daneben benehmen, das Gastrecht ausnutzen, ihren Gastgebern ins Gesicht spucken , deren Eigentum beschädigen, deren Kinder anfassen und einer immensen Erwartungshaltung keinerlei Angebotshaltung oder wenigstens einen Hauch von Mitwirkungsbereitschaft entgegensetzen, schnellstmöglich an die Orte zurückgeführt werden, von denen sie einst kamen.
Und bezüglich Grenzkontrollen, dass diejenigen, die ihre Herkunft und Identität absichtlich verschleiern, eben dann vor dem nicht existenten Grenzhäuschen stehenbleiben. Ist das wirklich zu viel verlangt?
Dafür, für diese elementaren Forderungen, für die Forderungen nach Sicherheit und Kontrolle, dürfen sich die alten Volksstammtischler dann als „Nazis“, als „Ewiggestrige“ und als „besorgte Bürger“ und was es sonst nicht alles an lustigen Hashtagbezeichnungen gibt, bezeichnen lassen. Nur stehen diese Wutbürger am Montag um 6 Uhr auf, bringen ihre Kids zur Schule, versorgen die demente Mutter und vedienen dann die 50%plus Abgabenlast, die der sie verachtende Staat ihnen wegnimmt, um es unter den Allerweltsarmen zu verteilen. Wollen wir noch einmal darüber reden, warum die AfD so viel Zulauf hat?
Deutschland ist nicht nur auf dem Weg zu einem „failed state“, es ist bereits ein „gescheiterter Staat“. Die automatisierten Prozesse wie Gebühreneinzug, Strafzettel und Steuererhebungen funktionieren noch ganz gut, aber alles, was wirklich ein offensives Handeln der Exekutive erfordern würde, wird bestenfalls gegen die Steuerzahler verwendet. Wenn es darum geht, eine Seniorendisco in die Schranken zu weisen, ist das Ordnungsamt präsent und so ein Bingo-Abend mit den Zahnprothesenträgern ist ja vielleicht auch ein illegales Glücksspiel. Da isser da, der Staat! Kommt es hingegen zu Gewalt, zieht sich die Polizei mal lieber sicherheitshalber zurück. Am Ende werden die Staatsdiener sonst noch verhauen... Was das dann wieder kostet… Wo die doch eh schon so viele Überstunden wegen der omnipräsenten Rechtsradikalen machen müssen…
Geradezu rührend muten da die Ermahnungen und Maßnahmen der Politik an: Arm- und Bahnlängen Abstand, Schrittgeschwindigkeiten und „Respect“-Armbändchen. Ja, das kann man auch so probieren. In einem Kindergarten. Die Zwerge müssen das ja auch erst lernen, nicht bei Rot über die Ampel zu laufen. Und seit Neuestem eine Straßenbreite Abstand halten. Nur für den Einzelfall, dass #Einmann spontan mit ihnen kegeln will.
Obwohl, wenn ich mir das Diskussions- und Wahlverhalten meiner Mitbürger so ansehe: Doch, „Kindergarten“ passt ganz gut. Und wenn der, die oder das Nächste die Rolltreppe heruntergetreten, gruppenvergewaltigt oder vor den Zug geschmissen wird – dann hat er irgendwo ja selbst schuld. Wäre er eben zu Hause geblieben, dann wäre das nicht passiert. Und außerdem hätte es ja auch einen Verkehrsunfall geben können. Wichtig ist, dass das jetzt nicht instrumentalisiert wird. Jedenfalls nicht gegen die Regierung. Gegen die Regierten ist es aber in Ordnung.
Ich habe es so dick!
Okay, Sie haben es ja nicht anders gewollt. Ab jetzt kriegen Sie lecker Newsletter von mir. Falls Sie das lieber doch nicht wollen - kurze Email genügt.
Verdammt. Irgendetwas ging schief. Daran ist nr die AfD schuld. Bitte nochmal probieren!