In jedem Ratgeber für angehende Ehemänner steht der Satz "schauen Sie sich die Familie der Zukünftigen an. Sind Sie sich sicher, dass Sie mit diesen Leuten verwandt sein wollen? Schauen Sie sich die Mutter der Zukünftigen an. Ungefähr so sieht Ihre Holde mit knapp Fuffzich aus. Werden Sie sie auch dann noch lieben?", aber nirgendwo, never ever, steht "Schauen Sie sich die beste Freundin an. Sind sie sicher, dass Sie ihre Frau mit diesem Drachen, der Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit verleumden und Ihnen Tag und Nacht auf den Zeiger gehen wird, teilen wollen?"
Ich glaube, dass die Genesis in der Schöpfungsgeschichte lügt. Gott schuf Adam, den Mann, Eva, das Weib und "beste Freundin", die Schlange. Und die sagte: "Wenn ich DU wäre, dann würde ich den Apfel probieren, aber ich bin ja nicht Du, das musst Du ganz allein entscheiden, ich will mich da auch nicht einmischen, ich sage nur, was ich an DEINER STELLE tun würde..." Der Rest der Geschichte ist hinlänglich bekannt.
Es gibt eigentlich nur zwei Spezies von besten Freundinnen. Die, die mit dem Ehemann unbedingt ins Bett will, und die, die lieber mit einem toten Hund vögeln würde. Beide jedoch können den Ehemann im Grunde nicht leiden. Und beide können auch die Ehefrau (die umgekehrt natürlich NICHT die beste Freundin der besten Freundin ist) im Grunde nicht leiden. Die beste Freundin ist, biologisch gesehen, eine Art Parasit.
Sie ist der Schuttabladeplatz für all die Frauenproblemchen und Wehwehchen, die Ehefrau so hat, saugt diese gierig auf und gibt im Gegenzug ungefragt abgrundtief schlechte Ratschläge und heuchelt Verständnis und trägt jene Problemchen in ungefähr tausendfacher Vergrößerung im Bekanntenkreis herum. Die Antworten der besten Freundin beginnen meistens mit:
Also ich hätte/würde an Deiner Stelle...
Also, wenn es mein Mann wäre, dann würde ich...
Also, ich beobachte das bei Euch jetzt schon seit einiger Zeit….
Also, wenn Du mich SO fragst...
Kritisch für uns Männer ist, dass uns die beste Freundin immer lächelnd und zuvorkommend behandelt, als hätte sie ein Schild um den Hals "Ich bin in erster Linie die Freundin der FAMILIE", wir tun uns dadurch sehr schwer, dem wandelnden Problemklemmbrett ein Hausverbot zu erteilen. Des Weiteren stellt sich jedes Mal, wenn wir in Richtung "beste Freundin" zielen, die Ehefrau mitten in die Schusslinie und nur sehr charakterfeste oder unsensible Männer sind bereit, diesen Kollateralschaden zu riskieren.
Der GAU, der uns Ehemännern passieren kann, ist, dass sich die beste Freundin in einem unbeobachteten Moment neben uns setzt und ein Gespräch mit uns beginnt, in etwa so:
BF: Na, und Dir gehts gut?
Ehemann: Ja, klar..
BF: Schön... (kurze Pause) ...find ich toll.
EM: was findest Du toll?
BF: …dass ihr Euch wieder versöhnt habt...
EM: Wieso "versöhnt"???
BF: Naja, nach dem, was mir Deine Frau erzählt hat...
EM: Wieso? Was hat sie Dir denn erzählt?
BF: Darüber möchte ich nicht sprechen. Das geht nur mich und sie was an.
EM: Moment, wenn es um Probleme geht, dann gehen sie mich wohl auch etwas an!
BF: Naja, Du weißt doch, worum es geht..., also wenn ich Dir das jetzt noch sagen müsste...
EM: Achso, die Geschichte von Blablabla und Tralala...
Und schon hat die beste Freundin, was sie wollte. Insiderinformationen aus erster Hand. Die kann sie jetzt "bei Gelegenheit" (und die ist ständig, weil die beste Freundin permanent bei der family ´rumhockt) wieder gegen den Ehemann verwenden und dessen Ehefrau erzählen, was SIE an ihrer Stelle tun würde.
Da lobe ich mir echt Männerfreundschaften. Mit einem Kumpel auf der Veranda hocken, beide ein Bier in der Hand und wenn einer ein Problem schildert, sagt der andere kurz "Jou", nimmt einen Schluck und die Welt ist wieder in Ordnung.