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Sei Du selbst...

Thilo Schneider • 9. April 2021

...für 90% aller Menschen kein guter Rat...

Bild von Ria Sopala auf Pixabay
Im Leben eines jeden Menschen kommt der Tag, an dem er sich fragt „Wer bin ich? Wo geh ich hin? Gibt’s da Schnittchen?“ und „wieso eigentlich nicht?“ Die richtige Antwort lautet eigentlich, „is eh egal, Du musst sowieso sterben“, aber den meisten Leuten ist das ja zu wenig und die machen sich auf die Suche nach sich selbst, weil sie sich irgendwo auf dem langen Weg zwischen Geburtskanal und Abwasserrohr verloren haben.

Die Pfiffigen unter den Selbstsuchern fangen unter ihrem Bett an und arbeiten sich dann zur Matratze vor, wo sie dann liegenbleiben. Alle anderen könnten ja ihre Bekannten und Freunde fragen, was sie aber nicht machen – da sie die Antwort kennen. Das sind dann die, die irgendwann den Ratschlag erhalten haben: „Sei Du selbst.“ Was für 90% der Bevölkerung kein wirklich guter Ratschlag war.

Die machen sich jetzt auf in die Spiritualität und fragen „Wer bin ich?“ und machen intellektuelle Riesen-Klimmzüge, obwohl ein Blick auf den Personalausweis genügt hätte, da steht nicht nur der Name, sondern sogar der Geburtstag und der Ort drauf, damit man sich nicht mit sich selbst verwechselt und dann mega von sich enttäuscht ist, wenn man sich kennenlernt.

Diese Menschen träumen davon, bei sich selbst anzukommen, nur, um dann festzustellen, dass da schon einer ist, den sie doof finden und der sie nicht ´reinlässt. Das Ergebnis ist in der Regel eine saftige Identitätskrise.

Ich nehme da als bestes Beispiel meine ungute Freundin, ich nenne sie der Anonymität halber Ursula Müller, sollte dies aber jetzt eine Ursula Müller lesen – das ist jetzt nicht persönlich gemeint, ich kenne Sie ja nicht und, ganz ehrlich, ich wäre auch froh, wenn wir beide an diesem Zustand nichts ändern. Ich finde den gut so.
Aber zurück zu Ursula Müller: Als ich eines Tages Uschis (ich nenn sie gerne Uschi, da ärgert sie sich, weil sich das so prima auf „Muschi“ reimt, womit wir beim Thema „Selbstfindung“ wären) Facebook-Seite aus Versehen aufblättere, steht da plötzlich Ursula Padawana Müller.

Ein totsicheres Zeichen, dass sich Uschi auf dem Weg zur Selbstfindung in irgendeinem esoterischen Irrgarten bitterböse verlaufen hat und da eine seltsame Ausbildung zu einer magischen Heilerin und spirituellen Führerin gemacht hat. Ausgerechnet Uschi. Die sich ohne Lageplan nicht einmal in der eigenen Drei-Zimmer-Wohnung zurechtfindet. Und weil Uschi jetzt als geisterfahrende Führerin eines unangemeldeten Glaubens unterwegs ist, würgt sie sich spirituelle Weisheiten ab, als Gipfel der Eitelkeit als sogenanntes Meme gebastelt, oder, auf Deutsch: auf ihrer Seite prangt eine aufgehende Sonne, darüber in weißem Lucida-Handwrite-Fonts in Fett der Satz: „Freunde sieht man nur mit dem Herzen gut“, drunter in kleiner Arial-Schrift „Copyright bei Ursula Padawana Müller“.
Womit ich soeben die erste Copyrightverletzung meiner noch jungen Schriftstellerkarriere begangen habe.

Uschi, kriegst trotzdem kein Geld. Verklag mich. Denn abgesehen davon, dass dieser Satz wohl wirklich nur eine spirituelle Führung für Herzchirurgen ist, ist er nicht mehr als eine Binse. Das also hat Ursula Müller auf dem langen, schattigen und steinigen Weg zu sich selbst gefunden. Dass man Freunde nur mit dem Herzen gut sieht und ein Copyright drunter schreiben muss. Wegen der Feinde. Wie mir. Die sowas dann klauen und in Artikeln verwursten.

Ich gebe zu, ich finde das dünn. Und peinlich außerdem. Dafür hat sich meiner Ansicht nach die Suche nicht so wirklich rentiert, aber Uschi scheint damit glücklich. Und wer oder was bin ich, um Menschen, die zu sich selbst gefunden haben, zu kritisieren? Ich sags: ich bin der Typ, der am 20sten gerne seine Miete hätte, völlig unabhängig davon, ob sich jemand noch auf der Selbstsuche befindet oder schon seine Chakren auf sein Innerstes Ich feinjustiert hat. Denn mein Bäcker will für seine Brötchen auch lieber Bares sehen, statt sie gegen einen guten Rat zum Ableiten seiner negativ-materialistischen Energien zu bekommen.

Fairerweise müsste ich also Ursula jetzt die Zusammenhänge zwischen Eigen- und Fremdbild erläutern, aber selbst als Nichtmediziner weiß ich, dass hier fünf Milligramm Haloperidol aus der guten Küche der Psychopharmazeutika einen viel besseren Effekt hätten, denn Padawane der dummen Seite der Macht hören ja nicht auf Menschen aus der Dimension der Normalos, sondern lieber auf die eigene innere Stimme. Was blöderweise aber auch einen intelligenten Gesprächspartner voraussetzt. Sonst führt das nämlich zu eitlen, pseudoindischen Zwischennamen und die sogenannte "Erleuchtung" wird locker vom trüben Licht eines Handy-Displays getoppt.

Nein, liebe Mitmenschen, wenn Ihr wirklich zu Euch finden wollt, dann sucht Euch einen Beruf, der auch Berufung ist, einen Partner, der kein Arschloch ist und bezahlt Eure Rechnungen.

Denn dann müsst Ihr den Weg zu Euch selbst nicht zu Fuß gehen, sondern könnt Euch ein Taxi leisten!
von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
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