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In Quarantäne II

Thilo Schneider • 24. März 2020

Es wird ernst. Sehr ernst. 

Bild von StockSnap auf Pixabay
Gestern sagte ich zum Schatz: „Komm Schatz, das Wetter ist so schön, lass uns nach draußen gehen und jenem kleinen Café dort am Eck etwas Umsatz vorbeibringen und vielleicht gibt es da ja auch Käsesahne.“ Der Schatz sah mich eine Sekunde zu lange an und antwortete: „Du weißt schon, dass da das sehr elendige Virus lauert…?“ Daran hatte ich nicht gedacht. Seit wir uns vor einer Woche freiwillig in Quarantäne begeben haben, haben wir die Abende damit verbracht, Netflix ´rauf und runter zu gucken und so haben wir eigentlich schon so viel angesehen, dass ich mir zum Schluss eine finnische Dokumentation über das Leben der Stockenten in Marsipulami angeschaut habe. Nicht uninteressant, aber auch jetzt nicht so prall und abendfüllend, weil es eben ein Kurzfilm war und auch nicht als „Hitlers höckelige Enten“ angepriesen wurde, was wenigstens irgendwie als lehrreiche Geschichtsdoku durchgegangen wäre. Wir hätten jetzt wirklich einmal raus gemusst. Und wenn ich das sage, dann stimmt das. Ich gehe nämlich nicht gerne raus, weil es da so viele sehr fremde Menschen hat, die bitte auch fremd bleiben sollen.  

Aber der Schatz schüttelte entschieden den Kopf. Dann würden wir eben in der Wohnung bleiben. Wir haben ja einen Balkon. Die Vorräte sind ausreichend und dank des neuen Wundersprudlers haben wir immer auch Mineralwasser ohne Mineralien, aber dafür mit Kohlensäure im Haus. Wenigstens, bis die CO2-Kartusche leer ist. Oder was immer da drin ist. Das ist mir doch egal. 

Der Schatz brachte zwei gefüllte Kaffeetassen auf den Balkon und dann saßen wir da. „Pfft“, machte der Schatz. „Hrmpf“, antwortete ich. „Ist schön hier draußen“, bemerkte der Schatz. „Jo“, bestätigte ich. Dann sahen wir uns eine Weile an. So ungefähr eine Minute. „Gut, dass das Wetter besser wurde“, sagte der Schatz. „Ja, schade, dass wir nicht raus können“, gab ich zurück. Danach wieder Schweigen. Dann seufzte meine Gattin. „Mir ist langweilig“, lies sie mich an ihren Befindlichkeiten teilhaben. „Wir könnten ja was spielen“, schlug ich vor, „Halma oder so.“ „Wir haben kein Halma“, stellte der Schatz fest. „Aber ein Schachbrett. Und Figuren dazu“, machte ich einen Alternativvorschlag. „Ich bin eine miserable Schachspielerin und Du ein miserabler Gewinner“, stellte sie, sachlich richtig, fest. „Ich meine ja nur…“, verteidigte ich mich.

Schweigen.

„Du könntest das Bad putzen“, war mein nächster Vorschlag. „Und Du könntest sterben gehen“, gab der Schatz etwas patzig zurück, „ich putze das Bad und Du hockst hier schön im Freien und spielst mit dem Handy und den Klickern. Putze Du doch das Bad.“ „Nein, das geht nicht“, war es diesmal an mir, eine Feststellung zu treffen, „weil ich nämlich dazu keine Lust habe.“ „Ich auch nicht!“, sagte der Schatz. Dann wieder Schweigen. Die Sonne wärmte angenehm mein Gesicht, Vögel sangen jubilierend ihre Lieder und etwas in der Ferne hörte man leise das Martinshorn eines öffentlichen Fahrzeugs. „Ist ganz schön ruhig, so ohne den üblichen Motorenlärm“, erriet der Schatz meine Gedanken. „Hmmhmm“, antwortete ich und schloss die Augen, weil die Sonne etwas blendete. Und wieder seufzte der Schatz. 

„Was meinst Du, wie lange dieser Zustand noch andauert?“, fragte mich die Gattin unvermittelt. „Keine Ahnung, ich bin kein Virologe. Ich erkenne einen Mundschutz, wenn ich ihn sehe. Das war´s dann“, antwortete ich. „Das meine ich nicht. Ich meine den Zustand, dass uns so langweilig ist“, korrigierte sich der Schatz. „Nicht uns ist langweilig – Dir ist langweilig“, stellte ich richtig. „Du bist langweilig“, stellte der Schatz noch richtiger. Oha. Da braute sich etwas zusammen. Nichts Gutes. Es sah so aus, als würde der Schatz vor Langeweile einen Streit vom Zaun brechen wollen. Ich musste ihn ablenken. Ich öffnete die Augen und deutete in irgendeine Richtung. „Schau mal, ein Eichhörnchen“, rief ich. Der Schatz drehte sich herum und blickte in die Richtung meines ausgestreckten Armes. „Wo?“, wollte sie wissen. „Schon weg“, log ich ihn an. Der Schatz seufzte erneut und kramte sein Handy aus der Hosentasche.

Ich schloss wieder die Augen. 

„Wusstest Du, dass es in Nordkorea keinen Corona-Infizierten gibt?“, unterbrach der Schatz meine Gedanken, die sich an vergangene Zeiten in Biergärten und Straßencafés drehten. „Dachte ich mir. Falls es da je einen Kranken gab, haben die ihn als Volksverräter vor die Wand gestellt“, sagte ich, „als Diktator würde ich das jedenfalls so machen!“ „Kann gut sein…“, kam es von ihr zurück. 

Schweigen. 

Dann: „Da ist ein Video aus dem Iran, da leckt einer die Gitter an einem Schrein ab, um zu beweisen, dass er nichts außer Allah fürchtet und andere das auch machen“, kommentierte der Schatz und klang etwas erschüttert. „Dann wird er seinen Allah ja bald persönlich kennenlernen, er und die anderen Leckermäuler. Es hat seinen Grund, warum die Perser weder das Penicillin noch die Pasteurisierung entwickelt haben“, belehrte ich meine Gattin, „aber immerhin haben sie das Schachspiel erfunden. Wahrscheinlich saßen die vor dem Islam auch in Quarantäne und hatten Zeit.“ „Auf jeden Fall bekommt da das Wort „Speichelprobe“ einen völlig neuen Sinn“, sinnierte der Schatz zurück. 

Schweigen.

„Ich könnte mir ein Schild malen, auf dem „Ich habe Corona, halten Sie bitte Abstand!“ steht und mir um den Hals hängen und durch die Innenstadt laufen und sehen, was passiert. Wäre sicher eine interessante Reportage“, kam mir die Idee für eine Recherche. „Gute Idee. Bestenfalls wirst Du verprügelt oder totgeschlagen, schlimmstenfalls kriegst Du eine Anzeige wegen Belästigung und musst eine Strafe zahlen“, lehnte der Schatz ab. „Und Du solltest dringend an Deinen Prioritäten arbeiten“, konterte ich. Der Schatz hustete. Aber nur weil er sich am Kaffee verschluckt hatte. Hoffte ich jedenfalls.  

„Wir könnten miteinander ´rummachen“, schlug ich in den Huster hinein vor. „Okay“, nahm der Schatz den Vorschlag an, „aber erst putzen wir das Bad. Damit sich da kein Virus festsetzt. Muss ja nicht gleich Corona sein.“ Und das haben wir dann auch so gemacht. In dieser Reihenfolge. 

von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
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Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
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