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Die vergessene Heldin

Thilo Schneider • 1. Juli 2021

...es war nur eine alte Frau...

Bild von Goran Horvat auf Pixabay
Ilse K. (Name und Geschichte sind komplett fiktiv) wurde am 15.06.1939 in Würzburg geboren. Ihr Vater Ernst und ihre Mutter Gisela entstammten der Würzburger Mittelschicht. Ernst war selbständiger Schneider und hatte eine ganz gute Auftragslage, zumal er in diesem Jahr immer mehr damit beschäftigt gewesen war, Militäruniformen anzupassen. Gisela war, bis zu ihrer Schwangerschaft, als Telefonfräulein in der Vermittlung beschäftigt. Ernst wurde 1944 schließlich in Russland als „vermisst“ gemeldet, kam tatsächlich jedoch 1946 aus russischer Kriegsgefangenschaft in das total zerstörte Würzburg zurück. Ernst und Gisela bekamen 1949 noch einen Sohn, auf den Ilse in schöner Regelmäßigkeit aufpassen musste, während ihre Eltern wieder beide berufstätig waren, um der Familie das kleine Häuschen in den Ausläufern der Sanderau, einem Stadtteil von Würzburg, wieder aufzubauen und aufzustocken. 

Ilse beendete die Schule 1955 mit der „Mittleren Reife“ und machte danach eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin in einer renommierten Würzburger Steuerberatungskanzlei, bei der sie bis 1960 blieb. Sie hörte gerne deutsche Schlager und Bill Haley, Elvis war ihr etwas zu aggressiv und proletenhaft und mehr als einmal schallte der Ruf „mach den Jazz aus“ durch das Haus in der Sanderau. Sie tanzte sehr gerne und mochte es, wenn ihr Petticoat flog. Ungefähr 1960 lernte Ilse in der Schneiderei einen hübschen jungen Mann kennen, der ihrem Vater seine neuesten Kollektionsentwürfe für Damenkleider präsentierte, da er für die Muster einen guten Schneider benötigte. Ilse verliebte sich Hals über Kopf. 

Ilse und Werner heirateten 1964 und galten in ihren Familien als Traumpaar. Sie liebte ihren Werner sehr und 1966 wurden erst ihr Sohn, 1969 ihre Tochter geboren. Werner wechselte 1972 zu einer Versicherung, nachdem seine eigene Schneiderei nicht mehr genug an Einkommen abwarf und war sehr fleißig, ebenso wie Ilse, die ihre Arbeit als Steuerfachgehilfin mehr oder weniger ebenfalls wieder aufgenommen hatte, da sie hier auch von zu Hause, bei den Kindern, arbeiten konnte. 1974 kauften sich beide ein Reihenhaus mit Flachdach in einem der Örtchen um Würzburg herum und Ilse machte endlich den Führerschein, weil die Busverbindungen nach dort so schlecht waren. Einen kleinen Datsun gab es als Geschenk zum Führerschein dazu. Sie feierten Geburtstage und Weihnachten, „old fashioned“, wie man heute sagen würde und waren fleißige und gute Menschen, die ihren Kindern ein Heim geben wollten.

Die Kinder wurden größer und gingen schließlich aus dem Haus, dafür zog Ilses Vater Ernst, schwer dement, nach dem Tod von Gisela bei ihnen ein. Ilse arbeitete jetzt halbtags, um ihren Vater versorgen zu können, der schließlich im Jahr 1986 hochbetagt starb. Ilse freute sich, dass sie nun endlich genug Zeit mit Werner würde verbringen können. Sie hatten einen großen sympathischen Bekannten- und Freundeskreis und machten ein paar schöne Urlaube und Reisen miteinander. Allerdings währte diese harmonische Zeit nicht lange, weil bei Werner 1992 ein bösartiges Lungenkarzinom festgestellt wurde. Er starb 1995 daran, nicht ohne noch wenigstens einen Blick auf sein erstes Enkelkind geworfen zu haben. Ilse lernte danach noch einige Herren kennen, aber an ihren verstorbenen Werner kam eben doch keiner heran. Einmal in der Woche besuchten sie ihre Kinder in dem Vorort, das samstägliche Frühstück mit allen wurde festes Ritual in der Familie. 1997 kamen gleich zwei weitere Enkel zur Welt, 2004 schließlich der Vierte, Tobias, der Nachzügler. Ilse ging in diesem Jahr vorzeitig in Rente und übergab die obere Wohnung ihres Hauses an ihre Tochter, die sich nach der Trennung von ihrem Mann keine Wohnung in Würzburg leisten konnte. Ilse passte tagsüber auf ihr Enkelkind auf, während ihre Tochter sich alleine um den Lebensunterhalt bemühte.

2014, zum 75sten Geburtstag, kamen der Bürgermeister und der Pfarrer des Örtchens vorbei und gratulierten ihr herzlich. 
Am 25.06.2021 verabredete sich Ilse mit ihrer Tochter für den Nachmittag in der Würzburger Innenstadt zum Eis essen. Sie war schon lange nicht mehr in Würzburg gewesen, weil sie jetzt nicht mehr Auto fahren konnte und so hatten sie verabredet, dass Ilse mit dem Bus nach Würzburg fahren würde und sich dort mit ihrer Tochter treffen würde. Ilse beschloss, im Woolworth noch ein paar stützende Kniestrümpfe zu kaufen, da ihr ihre Beine nun doch langsam Probleme machten, was mit 82 Jahren auch kein Wunder war, wie sie selbst für sich lächelnd beschloss. Wenn es nur das war, was sie in diesem Alter quälen würde… Sie suchte gerade nach der für sie passenden Größe, als sie neben sich Schreie hörte. Ein Mann stach mit einem Messer auf eine Frau ein, die sich schützend vor ihr Kind geworfen hatte. Ilse dachte keine Sekunde lang nach und versuchte, mit ihren schwachen Kräften den Täter von der schreienden und blutenden Frau wegzuziehen. Das verletzte Kind, ein etwa 11-jähriges Mädchen, wand sich unter seiner sterbenden Mutter hervor und rannte schreiend aus dem Laden. Ilse hatte den Täter nur kurzzeitig ablenken können, jetzt stach dieser auf sie mehrere Male ein und das letzte Wort, das Ilse einfiel, während sie verblutete, war „Werner“. Aber ihre Tat hat das Mädchen gerettet. Ihre Urenkel wird sie nie kennenlernen. 

Die Zeitungen berichteten später von Chia Rabiei (42), einem frisch aus Kurdistan stammenden Flüchtling, der derzeit in einer Asylbewerberunterkunft lebt und dem fliehenden Täter seinen Rucksack entgegenwarf und den er außerdem mit „selbst erlernten Kampfsportbewegungen“ einschüchterte. Für diese Tat will ihm der bayerische Ministerpräsident die Tapferkeitsmedaille überreichen. „Danke, dass Sie den Mut haben, sich zu engagieren ohne, dass Sie scheinbar verpflichtet sind.“ (Ton und Kommafehlern aus Welt.de übernommen), ehrt ihn Markus Söder. Er gilt als „Held von Würzburg“. 

Es gab an diesem Tag drei Tote und mehrere Verletzte. Bei dem Gedenkgottesdienst für die Opfer am 27. Juni werden die anwesenden Politiker, deren „Gedanken“ stets „bei den Opfern“ sind, namentlich begrüßt. Ilses Name und die der anderen Opfer bleiben ungenannt. „Don´t say their names.“ Der „liebe Flüchtling“ hat den „bösen Flüchtling“ aufgehalten, somit ist die Waagschale wieder im Gleichgewicht und es wäre jetzt höchst populistisch, hier weitere Fragen zu stellen. Es ist alles wieder gut. 

Daher sind Ilse und ihre Geschichte auch rein fiktiv und nur meiner Fantasie entsprungen. Vielleicht geht die Geschichte auch ganz anders. Wir werden es nie erfahren. Es gibt lediglich über die ermordete Mutter einige dünne Angaben. Aber ich glaube, Ilse würde auf eine Würdigung sowieso keinen Wert legen. Sie tat, was sie für richtig und selbstverständlich hielt. Sie bezahlte dafür mit ihrem langen Leben. 

Dieses Land und seine Medien und Politiker widern mich nur noch an. 

P.S. Zumindest ist mittlerweile der Vorname bekannt. Die wahre Heldin dieses Dramas heißt Johanna. Sie gab ihr Leben, damit ein Kind seines behalten darf. 

von Thilo Schneider 12. Januar 2024
„Guten Abend, liebe Zuschauer! Zu unserem heutigen Thema „Wann ist man ein Nazi“ habe ich heute einen absoluten Experten auf diesem Gebiet eingeladen: Werner Strößenbrunner!“ (Applaus, der Experte im grauen Anzug mit einem schwarz-weiß-roten Ansteckerchen betritt die Bühne) „Guten Abend, Herr Strößenbrunner…“ „Obersturmbannführer Strößenbrunner bitte. Aber nennen Sie mich einfach Obersturmbannführer.“ „Danke, Herr Obersturmbannführer. Schön, dass Sie heute unter Gast sind.“ „Ja gerne und ein herzliches Heil! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ „Herr Obersturmbannführer, ich darf Sie unserem Publikum kurz vorstellen: Vorstrafe wegen des Schmierens von Hakenkreuzen auf Synagogen, gewalttätiger Übergriff auf den Wirt eines israelischen Restaurants, Vorsitzender des Vereins „Blut und Boden“, Vorsitzender der Jugendorganisation „Reichskriegsflagge“ und Verfasser des Buchs „Vorschläge zur vorläufigen Erledigung der Remigration“. Herr Obersturmbannführer, würden Sie sagen, Sie sind ein Rechtsextremist?“ „Ach wissen Sie, was heißt denn Rechtsextremist? Heutzutage wird man viel zu schnell von den öffentlich-rechtlichen, von Soros und Rothschild finanzierten Systemmedien in die rechte Ecke geschoben. Ich würde mich als konservativen Patrioten bezeichnen.“ „Naja, das Schmieren von Hakenkreuzen ist kein Kavaliersdelikt…“ „Da war ich 17 Jahre alt. Eine bedauerliche Jugendsünde. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das war. Ich war da in der Ausbildung zum Landschaftsmaler, das war damals so, und sollte Farbe von A nach B bringen und da war diese Synagoge und ich stand so da und plötzlich waren da mehrere Hakenkreuze drauf. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie das passieren konnte und es tut mir auch leid…“ „Die Hakenkreuze tun Ihnen leid?“ „Nein, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Farbe dabeihatte. Ich wollte neue holen, aber da waren die Schergen der linksunterwanderten BeErDe bereits da und haben mich verhaftet. Obwohl ich gar nichts dazu konnte.“ „…und die Körperverletzung…?“ „Ach, ganz normale Wirtshausschlägerei, wie sie bei jedem Dorffest stattfindet…“ „…das war keine gezielte Attacke auf den jüdischen Besitzer?“ (seufzt) „…er wollte uns hindern, unsere Brandsätze zu zünden. Was hätten Sie denn in meiner Situation getan? Natürlich habe ich ihm auf die Menora gegeben, das war aber mehr so ein Reflex, so aus der Drehung heraus. Das wurde damals von der ostküstenfinanzierten Lokalpresse schrecklich aufgebauscht…“ „Sie müssen aber schon zugeben, dass das ein wenig den Eindruck erweckt, als hätten Sie etwas gegen Juden…“ „Was? Nein! Ich habe gar nichts gegen Juden, da sind ja schon die ursprünglich von den Nazis verschärften Waffengesetze außen vor!“ „Würden Sie, Herr Obersturmbannführer, sagen, dass Sie Antisemit sind?“ „Nur, weil ich keine Juden mag? Das wird ja wohl noch erlaubt sein!“ „Aber es sind ja nicht nur Juden, um die es Ihnen geht?“ "Ich habe ein generelles Problem mit Volk, das nicht hierhergehört! Und nicht nur ich! Sehen Sie sich doch um! Die ganzen Schleiereulen, die Kopftuchstaffeln, die stark pigmentierten Menschen, das ist doch nicht mehr schön? Da muss man doch etwas tun! Gegen diese Umvolkung muss sich doch ein rassisch gesundes Volk bis zur letzten Patrone mit fanatischem Widerstand durchsetzen!“ „Das ist ein gutes Stichwort! In Ihrem Buch zur Remigration schlagen Sie beispielsweise vor, dass Bürger mit deutschem Pass, deren Ahnenreihe nicht wenigstens vier Generationen zurückreicht, die Staatsbürgerschaft entzogen werden soll, wenn sie einen zweiten Pass haben.“ „Ja, da muss man sich eben mal entscheiden, ob man deutsche Sozialleistungen oder türkischen Wehrdienst und Erben genießen will. Sie haben ja auch keine zwei Frauen, sondern müssen sich für eine entscheiden. Wenn Sie jetzt nicht gerade aus dem Nahen Osten kommen.“ „Wäre das aber nicht ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz?“ „Ach, das kann man mit 2/3-Mehrheit ändern, da sehe ich jetzt kein so großes Problem.“ „Außerdem schreiben Sie, dass Sie straffällig gewordene Bürger entweder nach Möglichkeit abschieben oder zu körperlicher Arbeit verpflichten wollen!“ „Ja, ich halte das für eine gute Lösung! Wir kaufen den Marokkanern, Tunesiern oder Libyern ein Gelände in der Wüste ab und da packen wir das ganze Kroppzeug hin. Da können sie dann den ganzen Tag Sandsäcke füllen, was wiederum den Opfern in unseren Hochwassergebieten zugutekäme.“ „Auch das wäre aber nicht nur ein Verfassungsbruch, sondern sogar ein ethischer Dammbruch. Obersturmbannführer, klare Frage, klare Auskunft: Sind Sie für ethnische Säuberungen in Deutschland?“ „Ach, „ethnische Säuberungen“, das ist auch nur wieder so eine Hohlphrase aus der linken Ecke, um patriotische Deutsche zu framen und zu verunglimpfen. Ich will hier einfach nicht so viele Westasiaten haben. Ein paar sind ja in Ordnung und machen im Niedriglohnsektor einen ganz guten Job, einer muss ja das Essen an den Tisch bringen und Opa mal im Pflegeheim umdrehen, aber das heißt doch bitte nicht, dass hier gleich eine Umvolkung stattfinden muss…“ „Auch das war aber jetzt bereits rassistisch!“ „Ach, was heißt denn „rassistisch“? Ich sag doch nur, wie es ist und wie es die Mehrzahl der Bevölkerung sieht!“ „Glauben Sie, die Mehrheit sieht das so?“ „Wenn wir erst einmal die Mainstream-Medien übernommen haben, dann werden die das so sehen, mein Wort darauf!“ „Sie planen also so eine Art „Machtergreifung“? „Auch wieder so ein Wort aus der linksradikalen Mottenkiste. Wir reden davon, wie wir die politischen Verhältnisse in Deutschland im Sinne des deutschen Volkes neu ordnen können.“ „Ist es korrekt, dass Sie in Ihrer Funktion auch Gespräche mit den Spitzen der AfD führen?“ „Das sind nur private Gespräche, ganz locker und ohne jeden Hintergrund, man kennt sich doch, da sehe ich jetzt kein Problem. Die denken ja im Grunde wie wir, trauen sich nur nicht, das laut zu sagen, aber man wird ja wohl noch auf ein Bier gehen dürfen! Das wird alles viel zu hoch aufgehenkt.“ „Herr Obersturmbannführer, was wäre denn für jemanden wie Sie ein Nazi?“ „Das wäre jemand, der zwischen 1890 und 1930 geboren ist und Mitglied bei der NSDAP war. Das wäre ein Nazi.“ „War Hitler ein Nazi?“ „Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, er war zwar Mitglied der Partei, aber er hat ja auch die Autobahnen gebaut, die Kirchensteuer eingeführt und die Schreibschrift reformiert, das darf man nicht vergessen!“ „…und was wäre für Sie ein Rechtsextremist?“ „Das wäre jemand, der Leute in Gaskammern schicken oder vernichten will und dazu auch noch Nachbarländer überfällt. Das ist ja nicht das, was wir wollen! Aufgrund der Demographie brauchen wir kein neues Land im Osten. Da müssen wir erst einmal hier wieder auffüllen.“ „Herr Obersturmbannführer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Guten Abend.“ „Heil!“
Deutende Punkerin. Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.
von Thilo Schneider 15. Juli 2023
Ich wurde als Hetzer, Rechtspopulist und Rassist bezeichnet. Wenigstens ein Punkt stimmt.
Bild eines Gitarristen von Pexels auf Pixabay
von Thilo Schneider 25. Juni 2023
Kleinkünstler sollten besser links sein - wenn sie Auftritte mit Freibier haben wollen. Und sie sollten einen albernen Hut oder Pferdeschwanz haben! Und im Leben den Rettungsring daneben gegriffen haben.
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Eine Polizeidozentin, eine Polizeikontrolle, ein "nicht so gemeinter Tweet", ein Drama in einem Akt.
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